Nach dem jüngsten Wahlsieg von Donald Trump könnte die US-Notenbank bei ihren Bemühungen um ein ausgewogenes Wirtschaftswachstum und die Kontrolle der Inflation bald vor größeren Herausforderungen stehen. Trumps politische Vorschläge, insbesondere seine aggressive Haltung zu den Handelszöllen und seine Pläne für eine erhebliche Einschränkung der Einwanderung, werden von Ökonomen als inflationär angesehen, und die ersten Marktreaktionen scheinen mit dieser Ansicht übereinzustimmen. Die Politik der Federal Reserve, die in letzter Zeit Zinssenkungen vorsah, könnte nun auf Hindernisse stoßen, wenn Inflationsdruck entsteht, da die Fed auf Inflation traditionell mit Zinserhöhungen reagiert.
Die Fed-Futures und die Renditen von Staatsanleihen reagierten sofort auf die Wahlergebnisse. Das FedWatch-Tool der CME zeigt nun eine geringere Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen in naher Zukunft an, wobei die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte im Dezember von 83 % zu Beginn des Monats auf 71 % gesunken ist. Die Wahrscheinlichkeit einer ähnlichen Senkung im Januar ist ebenfalls auf 28 % gesunken. Die Renditen von Anleihen, einschließlich der 10- und 30-jährigen Treasury-Renditen, stiegen deutlich an, wobei letztere den höchsten Anstieg seit März 2020 verzeichneten. Glen Smith, Chief Investment Officer bei GDS Wealth Management, merkte an, dass die Fed zwar kurzfristig eine Zinssenkung um 25 Basispunkte vornehmen dürfte, künftige Zinssenkungen aufgrund des Anstiegs der Anleiherenditen nach der Wahl und der Erwartung fortgesetzter Staatsausgaben nun aber weniger sicher seien.
Vor der Wahl hatten Ökonomen ihre Besorgnis über Trumps Wirtschaftsprogramm geäußert, das Einfuhrzölle von bis zu 20 % und sogar Zölle von bis zu 60 % auf chinesische Waren vorsieht. Es wird auch erwartet, dass seine Einwanderungspläne das Lohnwachstum ankurbeln werden, was zu einem weiteren Inflationsdruck führen könnte. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman warnte kürzlich vor möglichen Inflationsschocks aufgrund dieser Zollpolitik und bezeichnete sie als eines der größten Risiken, die die Bundespolitik hervorrufen könnte. Während Trumps erster Amtszeit waren die Verbraucherpreise trotz eines Handelskonflikts mit China relativ stabil, doch diesmal scheint Trumps Ansatz aggressiver und weitreichender zu sein.
Trumps Wahlsieg hat auch Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der Federal Reserve geweckt. Berichten zufolge erwägen einige von Trumps Verbündeten Möglichkeiten, den Präsidenten direkt in geldpolitische Entscheidungen einzubeziehen und damit möglicherweise die Autonomie der Fed zu untergraben. Es wurde sogar spekuliert, dass Trump versuchen könnte, den derzeitigen Fed-Vorsitzenden Jerome Powell vor Ablauf seiner Amtszeit im Jahr 2026 abzulösen. Analysten des Peterson Institute of International Economics warnten, dass jeder Schritt zur Aushöhlung der Unabhängigkeit der Fed die Wirtschaft bis zu 300 Milliarden Dollar kosten und zu einer höheren Inflation führen könnte.
Im Vorfeld der Fed-Sitzung am Donnerstag wird erwartet, dass Jerome Powell die Herausforderungen der Trump’schen Politik ansprechen wird, obwohl die Ökonomen von Pantheon Macroeconomics darauf hinweisen, dass Powell wahrscheinlich vorsichtig bleiben und Spekulationen über die nächsten Schritte des gewählten Präsidenten vermeiden wird. Stattdessen gehen sie davon aus, dass Powell einen diplomatischen Ansatz verfolgen wird, um die Unabhängigkeit der Fed während der nächsten Amtszeit des Präsidenten zu wahren.