Pat Gelsinger, CEO von Intel, hat nach weniger als vier Jahren im Amt seinen Rücktritt bekannt gegeben. Gelsinger verlässt auch den Verwaltungsrat des Unternehmens und zieht sich in einer schwierigen Phase für den Halbleiterhersteller zurück, der mit finanziellen Problemen und wachsender Konkurrenz zu kämpfen hat.
Zwei leitende Führungskräfte, David Zinsner und Michelle Johnston Holthaus, übernehmen vorübergehend als Co-CEOs, während Intel nach einem dauerhaften Nachfolger sucht. Dieser Führungswechsel kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt für das Unternehmen, das sich neu positionieren muss, um die Herausforderungen der Branche zu meistern.
Finanzielle Schwierigkeiten und Kostensenkungen
Intel steht unter erheblichem finanziellen Druck und meldete zuletzt einen Verlust von 16,6 Milliarden US-Dollar (15,7 Milliarden Euro) im Quartal. Um gegenzusteuern, kündigte Gelsinger im August an, rund 15 % der Belegschaft – etwa 15.000 Arbeitsplätze – abzubauen. Dieser Schritt ist Teil eines umfassenden Plans, bis 2025 Einsparungen von 10 Milliarden US-Dollar (9,5 Milliarden Euro) zu erzielen.
Zusätzlich wurden die staatlichen Fördermittel der USA für Intel gekürzt. Die Biden-Regierung reduzierte Intels Zuschüsse für den Bau von Chipfabriken von 8,5 Milliarden US-Dollar (8 Milliarden Euro). Gleichzeitig erhielt Intel 3 Milliarden US-Dollar (2,87 Milliarden Euro) für die Produktion von militärischen Spezialchips. Regierungsvertreter betonten, dass diese Änderungen nicht mit Intels finanzieller Lage in Zusammenhang stehen.
Marktdominanz schwindet
Einst ein Branchenführer, hat Intel an Boden gegenüber Konkurrenten wie Nvidia verloren. Nvidia dominiert den Markt für Chips, die in Künstlicher Intelligenz (KI) zum Einsatz kommen, und hat sich als Marktführer etabliert. Im vergangenen Monat verdrängte Nvidia Intel vom Dow Jones Industrial Average, was den Bedeutungsverlust von Intel unterstreicht.
Gelsingers Rückkehr zu Intel im Jahr 2021 galt als Hoffnungsschimmer für das Unternehmen. Er begann seine Karriere 1979 bei Intel und war der erste Chief Technology Officer des Unternehmens. Trotz seiner Bemühungen gelang es nicht, die Konkurrenz erfolgreich abzuwehren und das Unternehmen an die dynamischen Marktbedingungen anzupassen.
Führungswechsel und Ausblick
Während der Übergangsphase übernimmt Frank Yeary, der unabhängige Vorsitzende des Verwaltungsrats, die Rolle des interimistischen Executive Chair. Yeary lobte Gelsingers Engagement: „Pat arbeitete daran, die Fertigungsprozesse zu erneuern und Innovationen im gesamten Unternehmen voranzutreiben.“
Die interimistischen Co-CEOs bringen umfangreiche Erfahrung mit. David Zinsner, derzeit Executive Vice President und CFO, konzentriert sich auf die finanzielle Stabilität des Unternehmens. Michelle Johnston Holthaus, CEO von Intel Products, leitet entscheidende Bereiche wie Client Computing, Data Center und KI sowie Netzwerktechnologien.
Intel am Scheideweg
Nach der Ankündigung von Gelsingers Rücktritt stieg die Intel-Aktie im Morgenhandel um 2,6 %. Dennoch verlor die Aktie in den vergangenen zwölf Monaten 42 % an Wert, was die Unsicherheit der Anleger unterstreicht.
Gelsingers Rückzug markiert einen Wendepunkt für Intel. Das Unternehmen steht vor der Herausforderung, seine finanziellen Probleme zu bewältigen, operative Effizienz zu steigern und gegen starke Wettbewerber wie Nvidia zu bestehen. Die Suche nach einem neuen CEO wird entscheidend dafür sein, wie Intel seinen Weg in die Zukunft gestaltet und seine Rolle als führender Akteur in der Halbleiterindustrie wiedererlangt.