Grönlands Premierminister Mute Egede hat seine Forderung nach Unabhängigkeit von Dänemark erneut deutlich gemacht. Seine Ansprache folgte auf die jüngsten Äußerungen von US-Präsident Donald Trump, der erneut Interesse am Kauf der Insel geäußert hatte – ein Vorschlag, der bereits 2019 für weltweite Schlagzeilen sorgte.
Weg in die Souveränität
Egede kritisierte in seiner Neujahrsansprache die anhaltende Ungleichheit in der Beziehung zu Dänemark. „Die Geschichte und die aktuellen Bedingungen zeigen, dass unsere Zusammenarbeit mit dem Königreich Dänemark keine volle Gleichberechtigung geschaffen hat“, sagte Egede. Er betonte, dass Grönland die „Fesseln des Kolonialismus“ ablegen und den nächsten Schritt in Richtung Unabhängigkeit gehen müsse.
Grönland verwaltet sich seit 1979 selbst und hat seit 2009 das Recht, durch ein Referendum die Unabhängigkeit zu erklären. Egede, Vorsitzender der pro-unabhängigen Partei Inuit Ataqatigiit (IA), schlug vor, eine Volksabstimmung parallel zu den Parlamentswahlen im April abzuhalten.
Historische Lasten und strategische Bedeutung
Die Unabhängigkeitsbewegung wird durch historische Missstände angeheizt, darunter Zwangsverhütungskampagnen der 1960er- und 1970er-Jahre durch dänische Behörden. Diese Ereignisse haben bei vielen Grönländern das Vertrauen in Dänemark erschüttert. Egede betonte, dass bereits Schritte zur Schaffung eines rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmens für einen unabhängigen Staat unternommen werden. „Es ist Zeit, große Schritte zu machen“, erklärte er und forderte eine aktive Beteiligung der Bevölkerung.
Trotz seines Reichtums an Rohstoffen wie Öl, Mineralien und Erdgas ist Grönland weiterhin finanziell von Dänemark abhängig und erhält jährlich etwa 500 Millionen Euro an Subventionen. Gleichzeitig hat die Insel eine hohe strategische Bedeutung, da sie nahe an den USA liegt und einen wichtigen US-Luftwaffenstützpunkt beherbergt.
Nach Trumps wiederholtem Interesse am Kauf Grönlands kündigte Dänemark an, die Verteidigungsausgaben in der Region um 1,3 Milliarden Euro zu erhöhen. Der dänische Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen bezeichnete den Zeitpunkt dieser Entscheidung als eine „Ironie des Schicksals“.
Egede: „Grönland steht nicht zum Verkauf“
Egede wies Trumps Kaufpläne entschieden zurück und erklärte: „Grönland steht nicht zum Verkauf und wird niemals zum Verkauf stehen.“ Trotz wirtschaftlicher Abhängigkeit bleibt der Premierminister entschlossen, die Insel in die Unabhängigkeit zu führen. Seine Haltung verdeutlicht den zunehmenden Wunsch der Grönländer, ihre kolonialen Bindungen zu lösen und ihre Zukunft selbstbestimmt zu gestalten.