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Überqualifizierte Jugend in China: Unterbeschäftigung und Umwege

by Silke Mayr
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In China arbeiten Hochschulabsolventen zunehmend als Kellner, Reinigungskräfte oder Komparsen. Hohe Jugendarbeitslosigkeit zwingt viele zu solchen Entscheidungen. Ein Handwerker hat oft einen Master in Physik, ein Lieferfahrer studierte Philosophie, und ein Absolvent der renommierten Tsinghua-Universität bewirbt sich als Hilfspolizist.

Diese Beispiele sind keine Einzelfälle. Sie zeigen den Druck eines stagnierenden Arbeitsmarktes.

Umwege zur Selbstverwirklichung

Sun Zhan, 25 Jahre alt, träumte von einer Karriere im Investmentbanking. Stattdessen beginnt er jetzt seinen Schichtdienst als Kellner in Nanjing. Trotz eines Masterabschlusses in Finanzwissenschaft fand er keine passende Stelle. Seine Familie kritisiert diese Wahl, aber Sun plant langfristig: Er möchte die Gastronomie lernen und später ein eigenes Restaurant eröffnen.

Wu Dan, 29 Jahre alt, hat einen Master in Finanzwissenschaften. Trotzdem arbeitet sie nun als Praktikantin in einer Sportklinik in Shanghai. Ursprünglich suchte sie eine Stelle in einer Private-Equity-Firma, lehnte jedoch die schlechten Bedingungen ab. Ihre Familie kritisierte den Wechsel zu einem Job mit körperlicher Arbeit und niedrigem Gehalt. Doch Wu hat ihre Berufung in der Behandlung von Sportverletzungen gefunden und plant, eines Tages eine eigene Klinik zu eröffnen.

Kreative Lösungen und ein unsicherer Arbeitsmarkt

Viele Absolventen nehmen Nebenjobs an. In Hengdian, Chinas berühmtem Filmproduktionsort, arbeiten viele als Komparsen. Wu Xinghai, ein 26-jähriger Ingenieur, spielt Nebenrollen in Filmen, bis er eine feste Anstellung findet. Auch Li, ein Filmregisseur, sieht dies als vorübergehende Lösung.

Die Jugendarbeitslosigkeit lag im August 2024 bei 18,8 % und sank im November auf 16,1 %. Professor Zhang Jun von der City University Hong Kong erklärt, dass schlechte Arbeitsbedingungen in wichtigen Branchen die Lage verschärfen. Viele Unternehmen, einschließlich großer Technologieunternehmen, entlassen Mitarbeiter oder bieten nur unattraktive Stellen an.

Die Unsicherheit prägt die Perspektiven junger Chinesen. Selbst Beschäftigte fühlen sich oft orientierungslos und haben Angst vor Arbeitslosigkeit. Wu Dan beschreibt ihre Strategie: „Ich lasse es auf mich zukommen und entdecke allmählich, was ich wirklich will.“

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