Neue Bluttests für Alzheimer könnten die Früherkennung revolutionieren. Doch Experten diskutieren, ob eine Diagnose ohne Symptome sinnvoll oder schädlich ist.
Fortschritt durch Bluttests
Bisher wird Alzheimer durch kognitive Tests, Hirnscans oder Rückenmarksflüssigkeitsanalysen diagnostiziert – Verfahren, die teuer und invasiv sind. Neue Bluttests können die entscheidenden Amyloid- und Tau-Proteine jedoch kostengünstig und unkompliziert nachweisen.
In den kommenden fünf Jahren sollen diese Tests in der klinischen Praxis eingeführt werden. Da Medikamente wie Lecanemab und Donanemab in frühen Krankheitsstadien erste Erfolge zeigen, könnte eine frühzeitige Diagnose künftig entscheidend für die Behandlung sein.
Kontroverse um frühe Diagnosen
Allerdings entwickeln nicht alle amyloid-positiven Personen tatsächlich Alzheimer-Symptome. Während die US-Alzheimer-Gesellschaft fordert, dass bereits biologische Marker für eine Diagnose ausreichen, argumentieren europäische Forscher, dass solche Personen nur als „Risikopatienten“ gelten sollten.
Neurologe Nicolas Villain warnt: „Die meisten amyloid-positiven Menschen werden nie Symptome entwickeln. Eine Alzheimer-Diagnose für sie wäre schädlich.“ Experten fürchten, dass eine biologische Definition die Anzahl der „Patienten“ vervierfachen und unnötige Ängste auslösen könnte.
Was bringt die Zukunft?
Jonathan Schott von Alzheimer’s Research UK betont, dass positive Biomarker-Tests eher auf ein Risiko als auf eine gesicherte Krankheit hinweisen. Während Bluttests künftig bei klinischen Studien helfen werden, sind sie derzeit nicht zuverlässig genug, um vorherzusagen, wer tatsächlich an Demenz erkrankt.
Bis auf Weiteres raten Ärzte von routinemäßigen Tests bei symptomfreien Menschen ab. Weitere Forschung ist nötig, um zu bestimmen, wer wirklich gefährdet ist – und wann eine frühe Behandlung tatsächlich hilft.
