Auch geflüchtete Menschen haben ein Recht auf Bildung. Die Hochschulen in Luzern haben sich zusammengeschlossen, um ein entsprechendes Programm anzubieten.
Bashar Alhajri ist Biomedizin-Analytiker. In Syrien hat er lange für diesen Beruf studiert. Doch sein Abschluss ist in der Schweiz nicht anerkannt. Ähnlich ergeht es Nisan Kilic. Sie stammt aus der Türkei, hat als Buchhalterin gearbeitet und musste fliehen, weil sie als Kurdin keine Perspektiven mehr hatte.
Ein Jahr zur Orientierung: Schnupperstudium für Geflüchtete
Beide wagen einen Neuanfang und drücken in der Schweiz erneut die Schulbank. Bashar Alhajri entschied sich für ein Medizintechnik-Studium. „Ich wollte in einem verwandten Bereich bleiben, um meine beruflichen Chancen zu verbessern“, sagt er. Nisan Kilic studiert Soziale Arbeit. „Ich möchte nicht nur meine Sprachkenntnisse erweitern, sondern auch das Bildungssystem und die Kultur besser verstehen“, erklärt sie.
Alhajri und Kilic gehören zum ersten Jahrgang des Integrationsvorstudiums in Luzern. Die Hochschule, die Universität und die Pädagogische Hochschule Luzern bieten das Programm gemeinsam an. Es handelt sich um ein einjähriges Orientierungsstudium, das Geflüchtete auf eine akademische Laufbahn vorbereiten soll.
Ähnliche Programme gibt es in anderen Kantonen. Doch Luzern hebt sich dadurch ab, dass alle drei Hochschulen beteiligt sind. So entsteht ein besonders breites Angebot.
Strenge Auswahl und große Ziele
Das Integrationsvorstudium soll Geflüchtete gezielt auf ein reguläres Studium vorbereiten. „Nur Personen mit realistischen Chancen auf einen Studienplatz können teilnehmen“, erklärt Koordinatorin Barbara Stettler. Die Anforderungen sind hoch: Bewerberinnen und Bewerber brauchen einen anerkannten Flüchtlingsstatus, gute Deutschkenntnisse und einen Matura-ähnlichen Schulabschluss aus ihrem Heimatland.
Aktuell nehmen zehn Personen am Programm teil. Barbara Stettler zeigt sich zufrieden mit dem Start. Das Projekt wird fortgesetzt, und die Bewerbungsphase für den nächsten Jahrgang hat bereits begonnen.
Bashar Alhajri lobt das Programm besonders für den Austausch mit anderen Studierenden. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer bekommt eine Schweizer Mentorin oder einen Mentor zur Seite gestellt. „In Mathematik und Physik bin ich in meiner Muttersprache sehr gut. Am Anfang fiel es mir aber schwer, die Anweisungen auf Deutsch zu verstehen“, erzählt er. Inzwischen gelingt es ihm viel besser.
Auch Nisan Kilic kämpft mit der Sprache, vor allem mit Fachbegriffen. Das kann manchmal entmutigend sein. „Wir sind in einem neuen Land, alles ist fremd“, sagt sie. Trotzdem ist sie dankbar, dass ihr das Integrationsvorstudium eine Perspektive eröffnet hat.
Das große Ziel beider Studierenden ist klar: Sie wollen im Sommer das Sprachzertifikat C1 bestehen. Nur damit dürfen sie im Herbst ein reguläres Studium beginnen.