Ein neuer Bericht britischer Gesundheitsexperten fordert gezielte Forschung zu besonders gefährlichen Krankheitserregern. Vier Erregerfamilien gelten dabei als besonders pandemiegefährdend und sollen vorrangig untersucht werden.
Laut der britischen Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA) stellen Krankheitserreger wie Vogelgrippe, COVID-19 und das durch Fledermäuse übertragene Nipah-Virus eine ernste Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar. Sie könnten die nächste Pandemie auslösen.
Hohes Risiko durch fehlende Impfstoffe und zunehmende Resistenz
Insgesamt identifizierte die UKHSA 24 Erregerfamilien, die entweder besonders ansteckend sind, schwere Krankheiten verursachen oder gegen vorhandene Medikamente resistent werden. Zudem könnten Klimawandel und Antibiotikaresistenzen das Risiko weiter verschärfen.
Zu den gelisteten Erregern gehören u.a. Mpox (ehemals Affenpocken), verschiedene Coronaviren, Noroviren (auch bekannt als Winter-Erbrechen-Virus), Influenza, Gonorrhoe, Ebola, Zika, Lassa-Fieber und das Nipah-Virus, das Gehirnentzündungen auslösen kann.
Acht dieser Gruppen stuft die UKHSA als hohes oder mittleres Pandemie-Risiko ein. Zwar gibt es für einige dieser Erreger bereits Impfstoffe oder Behandlungen, viele davon befinden sich aber noch in der Erprobungsphase. Daher fordern die Experten mehr Forschung und Investitionen, um die Ausbreitung dieser Krankheiten zu verhindern.
„Wir hoffen, dass diese Liste dazu beiträgt, die Entwicklung von Impfstoffen und Diagnostik zu beschleunigen – dort, wo sie am dringendsten gebraucht wird“, erklärte Dr. Isabel Oliver, wissenschaftliche Leiterin der UKHSA.
Kritik und Forderung nach regelmäßiger Aktualisierung
Unabhängige Experten begrüßen die Liste als wichtigen Schritt, um Großbritanniens Gesundheitsvorsorge gezielter auszurichten. Sie knüpft an eine Liste der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem vergangenen Jahr an, die 33 sogenannte „Pandemie-Erreger“ aufführt.
Allerdings warnt Jose Vazquez-Boland, Professor für Infektionskrankheiten an der Universität Edinburgh, vor möglichen Nachteilen. Die Liste könne zwar Aufmerksamkeit auf besonders gefährliche Erreger lenken, gleichzeitig aber andere vernachlässigen, die nicht berücksichtigt wurden.
Emma Thomson, Leiterin des Virusforschungszentrums der Universität Glasgow, betonte die Bedeutung einer flexiblen Herangehensweise.
„Diese Liste muss dynamisch bleiben und auf neue Bedrohungen reagieren“, sagte Thomson. „Die Geschichte zeigt, dass Pandemien oft unerwartet entstehen.“