Pekings Exportstopp trifft Washington empfindlich
Mitten im eskalierenden Handelskonflikt hat China den Export von Seltenen Erden in die USA gestoppt.
Die internationalen Schlagzeilen drehten sich bislang hauptsächlich um wechselseitige Strafzölle beider Staaten.
Doch China reagiert längst nicht mehr nur mit Zöllen, sondern wählt gezieltere wirtschaftliche Maßnahmen.
Durch neue Exportbeschränkungen für entscheidende Metalle schwächt China gezielt die industrielle Stärke der Vereinigten Staaten.
Dieser Schritt offenbart, wie stark Amerika auf diese speziellen Rohstoffe angewiesen ist.
Trump forderte diese Woche das Handelsministerium auf, eigene Förderprogramme für kritische Mineralien zu starten.
Damit will die US-Regierung strategische Abhängigkeiten abbauen und die heimische Produktion wiederbeleben.
Doch was macht Seltene Erden so unersetzlich? Und wie verändern sie den Handelskonflikt?
Warum Seltene Erden in Hightech und Rüstung unverzichtbar sind
Seltene Erden umfassen 17 chemisch ähnliche Metalle mit großer Bedeutung für moderne Technologien.
Sie sind zwar nicht selten im Vorkommen, aber ihre Gewinnung ist aufwendig und umweltbelastend.
Elemente wie Neodym, Europium oder Yttrium stecken in Geräten, die unser tägliches Leben bestimmen.
Neodym erzeugt starke Magneten, die in Lautsprechern, Festplatten, Flugzeugturbinen und Elektromotoren stecken.
Europium und Yttrium sorgen für leuchtende Farben auf Bildschirmen von Fernsehern und Computern.
„Nahezu jedes Gerät mit Ein/Aus-Schalter benötigt Seltene Erden“, sagt Thomas Kruemmer von Ginger International.
Auch in der Medizintechnik – etwa in Lasersystemen oder MRT-Scannern – spielen diese Stoffe eine Schlüsselrolle.
Moderne Waffentechnologien basieren ebenfalls auf diesen Mineralien.
China kontrolliert Förderung und Verarbeitung weltweit
China dominiert nicht nur den Abbau, sondern auch die Aufbereitung der Seltenen Erden vollständig.
Die Internationale Energieagentur beziffert Chinas Anteil bei der Förderung auf 61 % und bei der Verarbeitung auf 92 %.
Somit entscheidet China de facto, welche Länder beliefert werden und welche leer ausgehen.
Beide Prozesse – Bergbau und Raffinierung – verursachen hohe Kosten und gefährliche Umweltbelastungen.
Alle Seltenen Erden enthalten radioaktive Bestandteile, weshalb viele Länder deren Förderung meiden.
„Ohne sichere Endlager ist der Umgang mit Abfällen nicht tragbar“, sagt Kruemmer mit Blick auf Europa.
Chinas Vormachtstellung entstand durch jahrzehntelange Förderung, Subventionen und strategische Planung.
Bereits 1992 betonte Deng Xiaoping: „Der Nahe Osten hat Öl, China besitzt Seltene Erden.“
Gavin Harper von der Universität Birmingham erklärt: China senkte durch lockere Umweltauflagen drastisch seine Produktionskosten.
So übertraf es internationale Wettbewerber und sicherte sich die Kontrolle über die gesamte Wertschöpfungskette.
Neue Ausfuhrregeln gefährden US-Industrie und Militär
Nach neuen US-Zöllen stoppte China den Export von sieben schwer abbaubaren Seltenen Erden.
Diese „schweren“ Metalle sind für Militärtechnologien besonders wichtig und deshalb strategisch bedeutsam.
Ab dem 4. April dürfen chinesische Firmen solche Stoffe nur noch mit speziellen Lizenzen ausführen.
China begründet dies mit internationalen Verpflichtungen zur Kontrolle von „Dual-Use-Gütern“.
Das Zentrum für Strategische und Internationale Studien (CSIS) warnt: Die USA können diese Stoffe nicht selbst verarbeiten.
Laut US-Behörden deckte China zuletzt 70 % des US-Bedarfs an seltenen Erden.
Die neuen Beschränkungen treffen US-Rüstungsprojekte und Hightech-Firmen mit voller Wucht.
F-35-Kampfjets, Tomahawk-Raketen und Drohnen sind ohne diese Metalle nicht produzierbar.
„China produziert Waffen und Systeme inzwischen fünf- bis sechsmal schneller als die USA“, so der CSIS-Bericht.
„Das Verteidigungswesen in den USA wird erhebliche Engpässe spüren“, warnt Kruemmer.
Auch zivile Industrien, auf die Trump durch neue Zölle setzen wollte, geraten unter Druck.
„US-Firmen haben zu wenig Lagerbestand und stehen vor Lieferengpässen“, analysiert Dr. Harper.
Er erwartet Preissteigerungen bei wichtigen Rohstoffen, was Smartphones und Rüstungsgüter verteuert.
Langfristig könnte die USA ihre Lieferketten diversifizieren und heimische Verarbeitung aufbauen.
Dafür braucht sie jedoch hohe Investitionen, technische Innovationen und politische Stabilität.
Trump ordnete bereits eine Sicherheitsprüfung zur Abhängigkeit von kritischen Metallen an.
„Amerikas Verteidigung, Infrastruktur und technologische Innovation hängen von diesen Rohstoffen ab“, heißt es im Bericht.
Amerikanische Alternativen bleiben begrenzt
Zwar betreibt die USA eine eigene Mine, doch sie kann keine schweren Seltenen Erden trennen.
Der Abbau erfolgt in den USA, die Aufbereitung aber weiterhin in China – eine große Schwäche.
Bis in die 1980er-Jahre dominierten US-Unternehmen die Magnetproduktion weltweit.
Doch als China günstiger produzierte, zog sich Amerika aus dem Markt zurück.
Deshalb sucht Trump jetzt strategische Partnerschaften mit Ländern wie der Ukraine.
Auch Grönland mit seinen riesigen Vorkommen weckt amerikanisches Interesse.
Trump äußerte mehrfach, Grönland wirtschaftlich oder militärisch kontrollieren zu wollen.
Doch sein konfrontativer Kurs erschwert mögliche Rohstoffabkommen erheblich.
„Die USA verschärfen nicht nur den Konflikt mit China, sondern verprellen auch langjährige Partner“, sagt Harper.
Ob diese Länder künftig zur Zusammenarbeit bereit sind, bleibt in diesem politischen Klima offen.