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Menschenhandel in Bern: 146 chinesische Frauen Opfer systematischer Ausbeutung

by Jonas Bärtschi
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Großangelegte Polizeiaktion legt Netzwerk offen

Die Berner Kantonspolizei hat einen erschütternden Fall von Menschenhandel aufgedeckt. Fünf Personen stehen im Verdacht, insgesamt 146 Frauen aus China in die Schweiz geschleust und dort zur Sexarbeit gezwungen zu haben. Die Frauen wurden in Wohnungen untergebracht, die sie kaum verlassen durften. Ihnen wurde die Hälfte ihres Einkommens abgenommen. Vom Rest mussten sie Schulden bei den mutmaßlichen Tätern tilgen und ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Die Betroffenen hatten keinerlei Kontrolle über ihre Arbeit. Die Preise für ihre sexuellen Dienstleistungen wurden von den Tätern bestimmt. Laut den Behörden befindet sich der Fall nun kurz vor der Anklageerhebung. Weitere Details wollten die Ermittler zunächst nicht bekanntgeben.

Schwierige Aufdeckung durch fehlende Spuren und Angst der Opfer

Reto Waldmeier von der Spezialfahndung der Berner Polizei betonte, wie schwierig es sei, Menschenhandel überhaupt zu erkennen. Viele Opfer hätten keine sichtbaren Verletzungen und würden sich nicht selbst an die Polizei wenden. Häufiger Grund: Im Heimatland hätten sie noch schlimmere Bedingungen erlebt. Zudem würde eine Anzeige oft bedeuten, ihre einzige Einkommensquelle zu verlieren – mit der sie ihre Familien unterstützen.

Viele fürchteten auch Vergeltung durch ihre Ausbeuter. Der Druck auf die Frauen sei hoch, die Abhängigkeit enorm. Das mache gezielte Polizeikontrollen umso wichtiger, so Waldmeier.

Menschenhandel weiterhin ein Problem in der Schweiz

Laut Generalstaatsanwältin Annatina Schultz gab es im Kanton Bern seit 2008 insgesamt 41 Verurteilungen wegen Menschenhandels. Die meisten Fälle betrafen sexuelle Ausbeutung. Doch auch in anderen Bereichen wie Landwirtschaft, Bauwesen oder Haushalt kam es zur Ausbeutung von Arbeitskräften. Schultz unterstrich, wie entscheidend behördliche Maßnahmen und Kontrollen seien – vor allem, weil viele Opfer nicht selbst aktiv werden könnten oder wollten.

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