Viele Kinder wachsen in der Schweiz auf, sprechen zu Hause aber kaum oder gar kein Deutsch.
Eine Studie der Universität Basel zeigt: 55 Prozent der Kinder sprechen zu Hause eine oder mehrere Fremdsprachen.
Jedes fünfte Kind spricht laut Erhebung kaum oder gar kein Deutsch im Alltag.
Das erschwert die Kommunikation im Kindergarten deutlich.
Die sprachlichen Hürden führen bei einigen Kindern zu Frust oder Rückzug.
Andere reagieren mit auffälligem Verhalten, sagt Spielgruppenleiterin Cornelia Bosshart.
„Wer sich nicht ausdrücken kann, schreit oder schlägt, um gehört zu werden“, erklärt sie.
Diese frühen Schwierigkeiten wirken sich langfristig negativ auf die schulische Entwicklung aus.
Tests und Förderung vor dem Kindergarten
Immer mehr Kantone und Gemeinden prüfen frühzeitig die Sprachfähigkeiten von Vorschulkindern.
Ein Fragebogen erfasst die Deutschkenntnisse.
Bestehen Kinder den Test nicht, besuchen sie verpflichtend eine Spielgruppe oder Kita.
Im Thurgau nehmen alle Gemeinden an diesem Testverfahren teil.
Kinder mit ungenügenden Kenntnissen gehen dort zweimal pro Woche in eine geförderte Einrichtung.
Shanaya lernt beispielsweise in einer Spielgruppe in Matzingen TG Deutsch.
Zuhause spricht sie nur Portugiesisch.
Mit der Förderung soll sie im Kindergarten später besser mitkommen.
Im Thurgau zeigen Tests: Ein Viertel der Kinder beherrscht Deutsch unzureichend.
Sprachtests helfen dabei, früh einzugreifen und gezielt zu fördern.
Trotz anfänglicher Verständigungsschwierigkeiten verbessern die Kinder ihre Sprachkompetenz stetig.
Schweizer Pass schützt nicht vor Sprachdefiziten
Viele Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen besitzen die Schweizer Staatsbürgerschaft.
In Bischofszell beispielsweise trifft das auf 47 Prozent der betroffenen Kinder zu.
Auch in anderen Regionen zeigen sich ähnliche Tendenzen.
Die Nationalität sagt nichts über den Spracherwerb im Alltag aus.
Marina Jambreus von der Universität Basel hat die Sprachfragebögen mitentwickelt.
Sie warnt: „Kinder mit Deutschkontakt erst im Kindergarten starten mit Nachteilen.“
Diese Rückstände aufzuholen, gestaltet sich oft schwierig.
Zudem verknüpfen Studien Sprachentwicklung mit emotionaler Reife.
Kinder, die Gefühle sprachlich ausdrücken, verarbeiten sie besser.
Fehlende Ausdrucksfähigkeit führt dagegen zu Stress, Frust oder sozialem Rückzug.
Frühe Sprachförderung soll genau diese Risiken reduzieren.