Die Schweiz verfügt über nur wenige Programme zur Deradikalisierung. Das birgt Gefahren für Betroffene und die Gesellschaft. Eine Anwältin suchte vergeblich ein passendes Angebot für einen früheren IS-Anhänger. Außerhalb von Gefängnissen existieren fast keine Angebote.
Mirjam Eser Davolio von der ZHAW kritisiert den zögerlichen Umgang der Kantone mit diesem Thema. Auch Fachstellen wie der Sicherheitsverbund Schweiz fordern mehr Engagement.
Fachpersonal allein reicht nicht aus
Die Anwältin organisierte schließlich Psychotherapie und mobile Sozialarbeit für ihren Mandanten. Kriminologe Ahmed Ajil hält das in manchen Fällen für ausreichend. Laut ihm decken Therapeuten, Sozialarbeiter und Seelsorger vieles ab.
Doch Theologe Kerem Adıgüzel widerspricht: Seelsorge könne helfen, reiche aber oft nicht. Es fehle an spezialisierter Ausbildung. Alle Fachleute betonen: Nur ein Team aus Psychologen, Seelsorgern und Extremismus-Experten könne erfolgreich wirken.
Rückkehrer brauchen gezielte Betreuung
Nach dem Rückzug der USA aus Syrien wächst die Gefahr, dass IS-Anhänger in ihre Heimatländer zurückkehren. Auch Schweizer Kämpfer könnten bald zurück sein. Doch die Schweiz ist nur teilweise vorbereitet, sagt Eser Davolio.
Es gibt keine speziellen Programme für Gefangene nach der Haft. Dabei sei diese Phase entscheidend. Ausgrenzung, Einsamkeit und Perspektivlosigkeit erhöhen das Rückfallrisiko.
Mallory Schneuwly Purdie ergänzt: Rückkehrer aus Syrien bringen tiefe Frustration mit. Ohne klare Angebote wächst ihre Wut. Fehlende Hilfe kann psychische Probleme verstärken – und erneut zu Gefahr führen.