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Apples Abhängigkeit von China – und die wachsende Gefahr durch US-Zölle

by Michael Blaser
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Apples globale Produktionsstrategie gerät ins Wanken

Jedes iPhone trägt den Hinweis: „Entwickelt in Kalifornien“.

Die elegante Technik stammt zwar aus den USA, entsteht aber meist in chinesischen Fabriken.

Dort produzieren Arbeiter Geräte in einem Land, das von Trumps Zöllen besonders hart getroffen wurde.

Manche Importgüter aus China kosten inzwischen 245 % mehr wegen neuer Handelsauflagen.

Apple verkauft jedes Jahr über 220 Millionen iPhones, etwa 90 % davon stammen laut Schätzungen aus China.

Ob Displays oder Akkus – chinesische Werke fertigen, beschaffen und montieren fast alle iPhone-Bauteile.

Danach gelangen die Geräte – iPhones, iPads und MacBooks – in erster Linie in die USA.

Letzte Woche schloss Trump Smartphones, Laptops und bestimmte Elektronik von den Strafzöllen kurzfristig aus.

Diese Erleichterung war nur von kurzer Dauer.

Kurz darauf kündigte er neue Zölle an: „KEINER entkommt!“, schrieb er auf Truth Social.

Seine Regierung untersucht derzeit die gesamte Elektronikbranche inklusive Halbleiter.

Früher galt Apples internationale Lieferkette als Stärke – jetzt wird sie zum Schwachpunkt.

Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt sind eng verflochten.

Trumps drastische Zollpolitik bringt dieses Gleichgewicht ins Wanken.

Nun stellt sich die Frage: Wer ist auf wen stärker angewiesen?


China profitierte lange – nun droht der Rückschlag

China gewann viel durch Apples Produktionsverlagerung – auch technologisch.

In den 1990er Jahren verkaufte Apple Computer über Drittanbieter in China.

1997 stand Apple kurz vor dem Bankrott, doch China öffnete sich gerade für ausländische Firmen.

2001 nahm Apple über ein Handelsunternehmen in Shanghai die Produktion auf.

Zusammen mit Foxconn, einem taiwanesischen Hersteller mit Sitz in China, startete Apple die Fertigung von iPods.

Später folgten iMacs und schließlich das iPhone.

Während China den Welthandel ausbaute – mit US-Unterstützung – wuchs auch Apples Engagement.

Anfangs war China technisch nicht auf iPhones vorbereitet.

Doch Apple formte gezielt Lieferanten zu Weltmarktführern.

Experte Lin Xueping nennt Beijing Jingdiao als Beispiel: einst schnitt man nur Acryl, später auch Glas.

Das Unternehmen entwickelte präzise Maschinen für die iPhone-Fertigung.

2008 eröffnete Apple seinen ersten Store in Peking – im Jahr der Olympischen Spiele.

Damals war das Verhältnis Chinas zum Westen besonders eng.

Bald wuchs die Zahl der Apple-Läden auf 50, mit langen Schlangen vor den Türen.

Mit steigenden Gewinnen baute Apple auch in China weiter aus.

Foxconns „iPhone City“ in Zhengzhou gilt als größte iPhone-Fabrik weltweit.

Für China symbolisierte Apple westliche Technologie: modern, schlicht, genial.

Foxconn produziert heute den Großteil der iPhones.

Die leistungsstarken Chips stammen von TSMC in Taiwan.

Für Lautsprecher und Kameras nutzt Apple seltene Erden aus China.

Laut Nikkei Asia betrieben 2024 über 150 von Apples 187 wichtigsten Zulieferern Werke in China.

„Kein anderer Ort ist für unsere Lieferkette so wichtig wie China“, sagte Tim Cook im Vorjahr.


Vision von US-Produktion trifft harte Realität

In Trumps erster Amtszeit erhielt Apple Ausnahmen von Zöllen auf chinesische Produkte.

Nun diente Apple als Beispiel – bevor Trump manche Zölle zurücknahm.

Die Regierung setzt auf Druck, um Firmen zur US-Fertigung zu bewegen.

Handelsminister Howard Lutnick glaubt, dass bald Amerikaner iPhones zusammenschrauben.

Pressesprecherin Karoline Leavitt bekräftigte das letzte Woche.

Trump wolle nicht mehr von China abhängig sein bei Technik wie Smartphones oder Halbleitern.

Laut ihr arbeiten viele Unternehmen bereits daran, ihre Produktion in die USA zu verlegen.

Doch Experten zweifeln daran.

Eli Friedman, einst Apples Berater, nennt die Vorstellung einer US-Fertigung „völlig unrealistisch“.

Seit 2013 diskutiere Apple eine China-Unabhängigkeit – aber nie ernsthaft mit US-Option.

Bis zur Pandemie tat sich wenig.

Danach erhöhte Apple das Tempo, da Chinas Lockdowns die Produktion massiv bremsten.

Vietnam und Indien gewannen seither an Bedeutung für neue Werke.

Trotzdem bleiben chinesische Fabriken Apples Hauptstütze.

Eine Änderung dieses Modells würde China hart treffen.

Denn auch heute schafft die Produktion Zehntausende Jobs und sichert Handelsvorteile.

„Apple steht im Zentrum der US-China-Spannungen“, sagt Berater Jigar Dixit.

China reagierte nicht mit Zugeständnissen – sondern mit eigenen Strafzöllen auf US-Waren.

Zudem kontrolliert China nun den Export seltener Rohstoffe, was amerikanische Firmen stark trifft.

Auch andere Länder der Lieferkette geraten ins Visier.

Vietnam, Apples neuer AirPods-Standort, sah sich 46 % Zöllen gegenüber – bevor Trump sie aussetzte.

Asien bleibt zwar Produktionszentrum – aber nun überall mit Zollrisiko.

„Alle geeigneten Länder für große Fabriken liegen in Asien – und alle sehen sich höheren Zöllen gegenüber“, so Friedman.


Apples Zukunft zwischen Konkurrenz und Regulierung

Apples Stellung gerät zunehmend unter Druck – auch durch chinesische Hersteller.

Weil Apple Chinas Elektronikfertigung aufgebaut hat, profitieren nun Huawei, Xiaomi oder Oppo von dessen Struktur.

2024 verlor Apple die Marktführung in China an Huawei und Vivo.

Die Wirtschaft schwächelt, Konsumenten geben weniger Geld aus.

Ohne ChatGPT fehlt Apple zudem ein starkes Verkaufsargument bei KI-Funktionen.

Im Januar senkte Apple sogar iPhone-Preise – ein seltenes Zugeständnis.

Unter Präsident Xis Kontrolle musste Apple Airdrop und Bluetooth einschränken.

So verhinderte man das Teilen politischer Botschaften.

Auch andere Tech-Giganten wie Alibaba gerieten ins Visier.

Apple kündigte Investitionen von 500 Milliarden US-Dollar in den USA an.

Doch Trump könnte das als unzureichend bewerten.

Neue, unerwartete Zollentscheidungen bleiben jederzeit möglich.

Dixit meint: Zölle auf Smartphones würden Apple nicht zerstören – aber den Druck erhöhen.

„Die Krise wurde durch die Ausnahmen kurzfristig gemildert“, sagt Friedman.

„Doch Apple kann sich keineswegs entspannen.“

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