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BBC erwägt Bezahlmodell für US-Nutzer zur Finanzierung seines Journalismus

by Nadine Koller
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Die BBC prüft derzeit Pläne, wonach US-amerikanische Nutzer künftig für den Zugang zu journalistischen Inhalten der britischen Rundfunkanstalt zahlen könnten. Hintergrund ist der zunehmende finanzielle Druck auf die BBC sowie der Wunsch, neue Einnahmequellen außerhalb des Vereinigten Königreichs zu erschließen.

Einnahmeverluste im Vereinigten Königreich zwingen zur Neuorientierung

Infolge sinkender Einnahmen aus der Rundfunkgebühr – die in Großbritannien derzeit 174,50 Pfund pro Jahr beträgt – und der zunehmenden Konkurrenz durch Streamingdienste wie Netflix oder YouTube, sucht die BBC nach neuen Einnahmequellen. Allein im vergangenen Jahr ging die Zahl der Gebührenzahler um eine halbe Million zurück. Die BBC-Führung betont, dass ein Wechsel zu einem werbefinanzierten oder abonnementbasierten Modell im Vereinigten Königreich nicht zur Debatte steht – außerhalb des Landes hingegen schon.

Fokus auf den US-Markt – Chancen durch Medienlandschaft

Die USA gelten intern als vielversprechendster Markt zur Steigerung der kommerziellen Einnahmen. Verantwortliche hoffen, dass die zunehmende politische Polarisierung im US-Mediensektor – insbesondere mit Blick auf eine mögliche zweite Amtszeit von Donald Trump – die Nachfrage nach vermeintlich neutraler Berichterstattung wie jener der BBC erhöht. Die BBC sieht ihre Marke dort als unabhängige und vertrauenswürdige Informationsquelle.

Bereits jetzt ist die BBC in den USA aktiv: Sie verkauft Werbung über BBC Studios auf BBC.com und in ihrer App. Letztere wurde Ende 2023 überarbeitet und ebenfalls neu gestartet. Mit diesem Relaunch stieg die Reichweite: BBC.com erreicht weltweit 130 Millionen Nutzer, davon 67 Millionen allein in Nordamerika.

Bezahlzugang nach Vorbild von PBS?

Aktuell wird kein direkter finanzieller Beitrag von US-Nutzern für den Nachrichtenkonsum verlangt. Doch intern wird über Modelle nachgedacht, die ein Bezahl- oder Spendenkonzept beinhalten könnten – ähnlich wie beim öffentlich-rechtlichen Sender PBS in den USA, der freiwillige Unterstützungsbeiträge einsammelt.

BBC-Generaldirektor Tim Davie, zuvor Leiter der BBC Studios, treibt diesen Reformkurs voran. Sein Ziel ist es, das Finanzierungsmodell der BBC „fairer, moderner und nachhaltiger“ zu gestalten, ohne dabei die öffentlich-rechtlichen Grundprinzipien im Vereinigten Königreich aufzugeben. Die Reformüberlegungen erfolgen auch mit Blick auf die bevorstehende Erneuerung der BBC-Royal-Charter im Jahr 2027.

Einnahmenrückgang trotz Wachstum in den USA

Trotz des US-Fokus verzeichnete die BBC im letzten Jahr einen Umsatzrückgang um 12 Prozent auf 1,84 Milliarden Pfund. Dies lag laut BBC vor allem an einem Rückgang von TV-Produktionen nach der Corona-Pandemie und an Investitionen in die BBC.com-Plattform. Langfristig sollen sich diese Investitionen aber auszahlen – insbesondere durch den kontinuierlichen Ausbau der BBC-Präsenz in Nordamerika, etwa durch eine gestärkte Redaktion in Washington, D.C.

Ob es tatsächlich zu einem Bezahlmodell für US-Nutzer kommt, ist noch offen. Fest steht jedoch: Die BBC verfolgt intensiv Strategien zur Stärkung ihrer globalen Einnahmen – und die USA spielen dabei eine Schlüsselrolle.

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