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Brasilien verklagt chinesischen Autohersteller BYD wegen mutmaßlicher moderner Sklaverei

by Michael Blaser
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Behörden werfen BYD und Partnerfirmen Menschenhandel und Zwangsarbeit vor

Brasilianische Staatsanwälte haben Klage gegen den chinesischen Elektroautohersteller BYD und zwei seiner Auftragnehmer eingereicht. Die Unternehmen sollen am Bau einer Fabrik im Bundesstaat Bahia chinesische Arbeiter unter Bedingungen beschäftigt haben, die brasilianischem Recht zufolge als moderne Sklaverei gelten.

Anonyme Meldung führt zur Rettung von 220 Arbeitern

Die Arbeitsstaatsanwaltschaft (MPT) in Bahia leitete eine Untersuchung ein, nachdem eine anonyme Beschwerde eingegangen war. Infolgedessen wurden 220 chinesische Arbeiter aus menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensverhältnissen befreit.

Die Staatsanwaltschaft fordert nun Schadenersatz in Höhe von insgesamt 257 Millionen Reais (etwa 45,5 Millionen US-Dollar bzw. 33,7 Millionen Pfund) von den drei beteiligten Firmen.

Schlechte Unterkünfte und ausbeuterische Verträge aufgedeckt

Im Jahr 2024 wurde der Bau der Fabrik eingestellt, nachdem gravierende Verstöße festgestellt worden waren. Die Arbeiter lebten laut Behörden in überfüllten Unterkünften mit mangelhaften hygienischen Bedingungen. Einige schliefen auf Betten ohne Matratzen, und 31 Personen mussten sich eine Toilette teilen.

Die Ermittler berichten außerdem, dass die Pässe der Arbeiter einbehalten wurden. Zudem seien sie gezwungen gewesen, rechtswidrige Verträge zu unterschreiben, die überlange Arbeitszeiten ohne wöchentliche Ruhezeiten vorsahen. In vielen Fällen wurde bis zu 70 % des Lohns einbehalten, und bei Vertragsauflösung mussten hohe Strafzahlungen geleistet werden.

Fabrik in Camacari sollte erste BYD-Anlage außerhalb Asiens werden

Die im Bau befindliche Fabrik lag in Camacari im Nordosten Brasiliens und sollte im März 2025 eröffnet werden. Sie wäre die erste Produktionsstätte für Elektrofahrzeuge von BYD außerhalb Asiens gewesen.

Brasilianisches Arbeitsrecht stuft Bedingungen wie Schuldknechtschaft, Zwang und Verletzungen der Menschenwürde als „sklavenähnlich“ ein.

BYD schweigt zu den schweren Vorwürfen

Das Unternehmen hat bislang keine neue Stellungnahme zu der Klage abgegeben. In früheren Erklärungen betonte BYD jedoch seine „Null-Toleranz“-Politik gegenüber Arbeitsrechtsverstößen und Menschenrechtsverletzungen.

BYDs Expansionspläne in Lateinamerika geraten ins Wanken

BYD – kurz für Build Your Dreams – gehört zu den weltweit größten Herstellern von Elektrofahrzeugen. Laut dem Marktforschungsunternehmen Jato Dynamics übertraf BYD im April erstmals Tesla bei den EV-Verkäufen in Europa.

Brasilien gilt als wichtigster Auslandsmarkt für BYD. Das Unternehmen eröffnete dort 2015 seine erste Fabrik in São Paulo zur Herstellung von Fahrgestellen für Elektrobusse. Die aktuelle Klage könnte nun die ehrgeizigen Expansionspläne des Konzerns in Lateinamerika erheblich gefährden.

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