Sozialhilfe wird neu ausgerichtet: Kinderförderung wird zum zentralen Ziel
Die Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Direktoren plant eine grundlegende Neuausrichtung der Sozialhilfe. Künftig soll die gezielte Förderung von Kindern und Jugendlichen ein fest verankerter Bestandteil der Unterstützung sein. Armutsbetroffene Kinder sollen nicht länger am gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen bleiben. Die Kantone wollen das Kindeswohl systematisch stärken und soziale Ungleichheit frühzeitig bekämpfen.
Finanzspritze für Bildung und Freizeit: 50 Franken pro Kind und Monat
Familien mit Sozialhilfe sollen für jedes Kind zusätzlich 50 Franken monatlich erhalten – bis maximal 200 Franken pro Haushalt. Dieses Geld soll für Bücher, Sportausrüstung, Vereinsbeiträge oder Musikunterricht verwendet werden. Auch sogenannte „situationsbedingte Leistungen“ werden klarer geregelt. Sozialdienste dürfen damit individuell auf die Bedürfnisse von Kindern reagieren. Markus Kaufmann von der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe betont die Bedeutung von Sportvereinen für die gesellschaftliche Integration. Kein Kind solle bei Freizeitangeboten ausgeschlossen bleiben. Die geschätzten Gesamtkosten der neuen Förderung belaufen sich auf rund 50 Millionen Franken pro Jahr.
Zukunftssicherung durch frühe Hilfe: Armutsbekämpfung beginnt im Kindesalter
Das erklärte Ziel der neuen Zuschläge: Kindern aus armen Verhältnissen soll der Weg in ein selbstbestimmtes Leben geebnet werden. Frühzeitige Unterstützung soll spätere Abhängigkeit von staatlicher Hilfe verhindern. Die Kantone planen die Umsetzung ab dem Jahr 2027. Der Schweizerische Gemeindeverband unterstützt den Reformkurs ausdrücklich. Er weist auf das besonders hohe Armutsrisiko für Minderjährige hin. Kinder in der Sozialhilfe leiden oft unter mangelnden Bildungs- und Integrationschancen. Markus Kaufmann unterstreicht, dass die Gesellschaft langfristig auf jede Arbeitskraft angewiesen sei. Frühzeitige Förderung schaffe dafür die nötigen Voraussetzungen.
Liberale Zweifel an der Reform: FDP warnt vor Kostenexplosion und Sozialindustrie
Die FDP Schweiz äußert deutliche Kritik an den geplanten Neuerungen. Sie stellt infrage, ob Klavierunterricht und Boxtraining wirklich Aufgabe der Sozialhilfe sein sollten. Die Partei warnt vor einer ausufernden Sozialindustrie, die sich ständig neue Leistungen und Klientengruppen erschaffe. Zudem befürchtet sie eine wachsende finanzielle Belastung für berufstätige Steuerzahler. Trotz dieser Kritik bleibt die Sozialdirektorenkonferenz bei ihrem Kurs: gezielte Investitionen in junge Menschen als Antwort auf strukturelle Armut und soziale Ungleichheit.