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Deutschland beschließt historische Erhöhung der Verteidigungsausgaben

by Michael Blaser
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Bundestag verabschiedet umfassende Investitionen

Die deutschen Abgeordneten haben für eine massive Erhöhung der Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur gestimmt. Diese Entscheidung markiert einen tiefgreifenden Wandel und könnte die europäische Sicherheitspolitik nachhaltig verändern.

Eine Zweidrittelmehrheit der Bundestagsmitglieder, die für die Reform erforderlich war, stimmte am Dienstag dafür. Das neue Gesetz nimmt Verteidigungs- und Sicherheitsausgaben von den strengen Schuldenregeln Deutschlands aus und schafft einen Infrastrukturfonds in Höhe von 500 Milliarden Euro.

Historischer Kurswechsel in Zeiten globaler Unsicherheit

Diese Entscheidung ist ein bedeutender Schritt für das traditionell schuldenkritische Deutschland. Sie könnte weitreichende Auswirkungen auf Europa haben, insbesondere vor dem Hintergrund des andauernden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Zudem sorgt die ungewisse Haltung der USA zur NATO unter Ex-Präsident Donald Trump für Unsicherheit.

Bevor das Gesetz in Kraft tritt, muss der Bundesrat, die Vertretung der Bundesländer, es mit einer Zweidrittelmehrheit bestätigen. Diese Abstimmung ist für Freitag angesetzt.

Friedrich Merz, der Initiator des Plans und voraussichtlich bald neuer Bundeskanzler, betonte im Bundestag, Deutschland habe sich “ein falsches Sicherheitsgefühl geleistet”. Die heutige Entscheidung sei “der erste große Schritt hin zu einer neuen europäischen Verteidigungsgemeinschaft”. Diese schließe auch Länder ein, die nicht Mitglied der EU sind.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete die Entscheidung als “ausgezeichnete Nachricht”. Gemeinsam mit der dänischen Premierministerin Mette Frederiksen erklärte sie, die Abstimmung sende “ein klares Signal, dass Deutschland massiv in die Verteidigung investieren will”. Frederiksen sprach von “fantastischen Neuigkeiten für ganz Europa”.

Reform mit weitreichenden Folgen

Deutschland war lange zurückhaltend bei Verteidigungsausgaben, nicht nur aus historischen Gründen, sondern auch wegen der globalen Schuldenkrise von 2009. Dennoch stimmten 513 Abgeordnete für die Reform, 207 dagegen. Diese deutliche Mehrheit überschritt die erforderliche Zweidrittelhürde klar.

Ein deutsches Leitmedium kommentierte die Entscheidung als “Schicksalstag für unsere Nation”.

Nach der neuen Regelung sind Verteidigungsausgaben, die 1 % des BIP übersteigen, nicht mehr an die bisherigen Schuldenbremsen gebunden. Bislang lag diese Grenze bei 0,35 % des BIP. Diese Reform könnte die teils vernachlässigten Streitkräfte modernisieren und auf eine unsichere geopolitische Lage vorbereiten.

Neben Verteidigung geht es auch um Infrastruktur. 500 Milliarden Euro sollen für Brücken, Straßen und Klimaschutzmaßnahmen bereitgestellt werden. Die Grünen bestanden darauf, dass Klimainvestitionen in den Plan aufgenommen wurden.

Merz, dessen CDU im vergangenen Monat die Bundestagswahl gewann, brachte die Maßnahmen sofort nach dem Wahlsieg ein. Am Sonntag warnte er vor einem Rückzug der USA aus Europas Verteidigung und Trumps Gesprächen mit Wladimir Putin. “Die Lage hat sich in den letzten Wochen verschärft”, sagte er dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk. “Deshalb müssen wir jetzt schnell handeln.”

Die Entscheidung ist ein bedeutender politischer Erfolg für Merz. Als Kanzler wird er über hunderte Milliarden Euro verfügen, um den Staat zu modernisieren. Einige Stimmen in Deutschland sprechen bereits von einer “finanziellen Bazooka”.

Die Entscheidung hat auch Konsequenzen für die Ukraine. Die neue Regelung erlaubt es, Finanzhilfen für Staaten, die “völkerrechtswidrig angegriffen werden”, von der Schuldenbremse auszunehmen. Damit könnte der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz bereits nächste Woche drei Milliarden Euro an Kiew überweisen.

Merz setzte die Abstimmung noch mit dem alten Parlament durch, weil er wusste, dass die Mehrheitsverhältnisse günstiger waren als nach dem 25. März, wenn die neue Sitzungsperiode beginnt.

Die rechtsextreme AfD und die linksradikale Linke, die beide bei der Wahl im Februar starke Ergebnisse erzielten, lehnen die Reform ab.

Merz hat bisher noch keine Koalitionsvereinbarung getroffen und plant eine Regierungsbildung bis Ostern. In Deutschland können solche Verhandlungen jedoch Monate dauern.

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