Investoren fliehen aus dem Dollar angesichts schwacher US-Daten und Trumps Zollpolitik
Der US-Dollar ist auf den niedrigsten Stand seit über drei Jahren gefallen, während der britische Aktienindex FTSE 100 ein neues Rekordhoch verzeichnete. Die Entwicklung spiegelt wachsende Unsicherheit über die US-Wirtschaftslage und die unberechenbare Handelspolitik unter Ex-Präsident Donald Trump wider.
Am Donnerstag verloren Investoren das Vertrauen in den Dollar, nachdem Trump erneut Zolldrohungen gegen einzelne Länder äußerte. Der Dollar sank fast 10 % gegenüber einem Währungskorb seit Jahresbeginn. Der Yen und der Euro legten jeweils um etwa 1 % gegenüber der US-Währung zu.
Zinssenkungserwartungen in den USA – Anleger suchen Alternativen
Marktbeobachter rechnen inzwischen damit, dass die US-Notenbank schneller als erwartet die Zinsen senken könnte. Die Verbraucherpreise stiegen zuletzt weniger als prognostiziert, auch die Erzeugerpreise fielen. Gleichzeitig stieg die durchschnittliche Zahl von Anträgen auf Arbeitslosenhilfe auf den höchsten Stand seit August 2023, ein weiteres Zeichen für eine abschwächende Konjunktur.
Kit Juckes, Devisenstratege bei Société Générale, sprach von „eindeutig starkem Verkaufsdruck auf den Dollar“.
In London hingegen profitierten die Märkte: Der FTSE 100 schloss bei 8.884 Punkten, über dem bisherigen Rekord von 8.871 Punkten im März. Neil Wilson von Saxo Markets erklärte: „Zum ersten Mal seit Jahren wird das Prinzip ‘TINATA’ – There is no alternative to America – ernsthaft hinterfragt.“ Investoren würden sich zunehmend geografisch diversifizieren.
Handelsstreit mit Indien, Chancen für Großbritannien
Parallel dazu eskalieren Handelsgespräche zwischen den USA und Indien. Streitpunkte sind US-Zölle auf Stahl, Aluminium und Medikamente sowie US-Forderungen nach Importerleichterungen für gentechnisch veränderte Lebensmittel. Ein Scheitern der Gespräche könnte zu Gegenzöllen aus Neu-Delhi führen.
Großbritannien hingegen könnte profitieren: Trump kündigte an, das kürzlich mit Premier Keir Starmer geschlossene bilaterale Handelsabkommen umzusetzen. Dieses sieht unter anderem Zollsenkungen auf britische Autos sowie größere Exportquoten für US-Rindfleisch und Ethanol vor. Handelsminister Jonathan Reynolds bestätigte: Die USA würden „sehr bald“ Autozölle senken.
Pfund steigt – aber Konjunktursorgen bremsen
Das britische Pfund stieg zwischenzeitlich auf fast 1,36 Dollar, geriet jedoch unter Druck, nachdem die UK-Wirtschaft im April um 0,3 % schrumpfte. Eine mögliche frühere Zinssenkung der Bank of England könnte die Nachfrage nach dem Pfund weiter dämpfen. Eine Entscheidung über den Leitzins (derzeit bei 4,25 %) wird frühestens im August erwartet.
Vertrauenskrise in den Dollar
Vasileios Gkionakis von Aviva Investors erklärte, der Dollar-Verfall seit Trumps Rückkehr ins Rampenlicht reflektiere Zweifel am nachhaltigen Wirtschaftswachstum der USA. Trumps angekündigte Steuersenkungen und steigende Staatsverschuldung schreckten Kapitalgeber ab. „Die Märkte verlangen für US-Kredite eine Kombination aus höheren Zinsen und einem schwächeren Dollar“, so Gkionakis.
Die Verunsicherung an den Märkten wächst – und mit ihr die Suche nach stabileren Alternativen zum US-Dollar.