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EU setzt auf transatlantische Partnerschaft im Verteidigungsbereich

by Rudolph Angler
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Die EU will eine “starke transatlantische Partnerschaft” im Verteidigungsbereich fördern, erklärte ein hochrangiger Kommissionsbeamter am Montag. Gleichzeitig betonte er die Notwendigkeit, die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten langfristig zu verringern. Der erste EU-Kommissar für Verteidigung und Raumfahrt, Andrius Kubilius, erwartet eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Trump-Administration, besonders in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung.

„Wenn autoritäre Gegner wie Russland, Iran, Nordkorea und China zusammenarbeiten, müssen sich auch Demokratien vereinen“, sagte Kubilius. Er forderte eine “Big Bang”-Reform der europäischen Verteidigungsindustrie. Kurzfristig werden Nicht-EU-Lieferanten wie die USA weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Langfristig müsse der Sektor jedoch Garantien erhalten, bevor er Unabhängigkeit und Investitionen steigere.

Reformbedarf in der europäischen Verteidigungsindustrie

Zwischen Februar 2022 und Mitte 2023 stammten 75 % der neuen Aufträge im EU-Verteidigungssektor aus Ländern außerhalb Europas, so die Europäische Luft- und Raumfahrt-, Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (ASD). Guillaume de La Brosse, Leiter des Referats für Verteidigungsindustriepolitik, bezeichnete diese Abhängigkeit als Problem. Er betonte die Bedeutung einer langfristigen Reduktion von Abhängigkeiten, um die Verteidigungsausgaben vor Steuerzahlern zu rechtfertigen.

Die EU plant, das Europäische Programm für die Verteidigungsindustrie (EDIP) mit einem Budget von 1,5 Milliarden Euro einzuführen. Delegationen verhandeln derzeit, dass mindestens 65 % der Komponenten eines Projekts aus der EU stammen müssen, um förderfähig zu sein. Länder wie Polen und die Niederlande fordern jedoch flexiblere Regeln, während Frankreich strengere Kriterien bevorzugt.

Ende September schlugen 28 europäische Verteidigungsunternehmen, darunter Airbus, Rheinmetall und Leonardo, vor, EU-Mittel auf Produkte mit mindestens 65 % EU-Ursprung zu beschränken. Französische Firmen plädierten für einen Anteil von bis zu 80 %. Der Vorschlag schließt nicht aus, mit Partnern wie dem Vereinigten Königreich außerhalb des EU-Förderrahmens zusammenzuarbeiten.

Kein Protektionismus, aber klare Prioritäten

Trotz Spannungen über Förderkriterien versicherte die EU-Kommission, dass sie keinen protektionistischen Ansatz verfolgt. „Wir bauen keine Festung Europa. Mitgliedstaaten können weiterhin frei beschaffen“, sagte de La Brosse. Der ungarische Ratsvorsitz strebt eine Einigung über das EDIP bis Jahresende an, erklärte ein EU-Diplomat. Botschafter werden morgen erneut über das Programm beraten.

Die EU möchte ihre Verteidigungsindustrie stärken, ohne auf internationale Zusammenarbeit zu verzichten. Gleichzeitig zielt sie darauf ab, die Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten zu verringern. Die Debatte über Förderkriterien zeigt die Herausforderungen, eine Balance zwischen strategischer Autonomie und globaler Kooperation zu finden.

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