Neues Buchungssystem soll internationalen Zugverkehr vereinfachen
Ab Herbst startet die Deutsche Bahn (DB) mit der Einführung einer neuen digitalen Infrastruktur, die das Buchen internationaler Zugreisen deutlich erleichtern soll. Ziel ist es, Bahnfahrten durch Europa künftig genauso einfach buchbar zu machen wie innerdeutsche Verbindungen – ein wichtiger Schritt in Richtung eines nahtlos vernetzten europäischen Bahnraums.
Im Zentrum steht der sogenannte „Open Sales and Distribution Model“ (OSDM), ein EU-gestützter Datenstandard, der es Bahnunternehmen erlaubt, direkt auf die Buchungssysteme anderer Anbieter zuzugreifen. Bis Ende 2026 will die Bahn über ihre Website und die DB Navigator-App eine einheitliche Buchungsplattform für nahezu alle großen europäischen Bahnbetreiber inklusive des Nahverkehrs anbieten.
„Sie werden eine internationale Reise so einfach buchen können wie eine nationale“, sagte Michael Peterson, DB-Vorstand für den Fernverkehr, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Fahrgastrechte im Fokus neuer EU-Gesetzgebung
Parallel zur Digitalisierung plant die EU-Kommission neue gesetzliche Regelungen, um Fahrgastrechte bei internationalen Reisen zu stärken. Diese sollen sicherstellen, dass Reisende bei Verspätungen oder verpassten Anschlüssen Anspruch auf Erstattung oder Umbuchung haben – auch bei Fahrten mit mehreren Bahngesellschaften.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete den Schutz der Fahrgastrechte als zentrales Anliegen ihrer zweiten Amtszeit. „Grenzüberschreitendes Bahnreisen ist für viele Bürgerinnen und Bürger noch immer zu kompliziert“, schrieb sie 2024. „Buchungssysteme sollen offen und durchgängig nutzbar sein – ohne Verlust von Ansprüchen bei Störungen.“
Der Bahnjournalist Jon Worth begrüßt die Bemühungen der DB, mahnt aber, dass der OSDM-Standard allein nicht reiche. „Er verpflichtet die Anbieter nicht, durchgehende Tickets zu verkaufen oder bei Problemen Rechte zu garantieren.“ Notwendig seien gesetzliche Vorgaben zur Datennutzung, zum Ticketverkauf durch Drittanbieter sowie einheitlich geregelte Entschädigungen.
Erste Verbindungen, steigende Nachfrage, große Erwartungen
Zum Start wird die DB ihre Systeme mit den staatlichen Bahnen Österreichs (ÖBB) und der Schweiz (SBB) verknüpfen. Weitere Kooperationen mit europäischen Bahnanbietern sollen folgen. Bisher ist es für Reisende oft mühsam, internationale Verbindungen wie Berlin–Barcelona zu buchen – verschiedene Portale, getrennte Tickets und unklare Ansprüche erschweren die Planung.
Peterson warnte jedoch vor unnötigen Eingriffen seitens der EU: Ein neuer Standard abseits von OSDM könne jahrelange Investitionen gefährden. „Das kostet Zeit und Geld“, sagte er.
Trotz Herausforderungen zeigt sich die Bahn optimistisch: 2024 stiegen die internationalen Ticketverkäufe um 22 Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit – das beste Ergebnis bislang. Mit neuen ICE-Direktverbindungen wie Berlin–Paris, wachsender Klimabewusstheit und verbesserten digitalen Lösungen könnte der europäische Bahnverkehr endlich den Erwartungen der modernen Reisenden gerecht werden – und ein echter Konkurrent zum Flugzeug werden.