Achte Senkung in Serie bei abnehmender Inflation
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag ihre Leitzinsen zum achten Mal in Folge gesenkt. Der Einlagensatz fällt damit um 0,25 Prozentpunkte auf 2 Prozent. Dieser Schritt halbiert das Zinsniveau im Vergleich zum Stand im Juni 2024. Die jüngste Entscheidung begründet EZB-Präsidentin Christine Lagarde mit dem rückläufigen Inflationsdruck. Im Mai lag die Teuerung im Euroraum bei 1,9 Prozent – unter dem Zielwert von zwei Prozent. Laut Prognosen soll die Inflation 2025 auf 1,6 Prozent sinken, bevor sie 2027 wieder das Zwei-Prozent-Ziel erreicht.
Wirtschaftswachstum schwach – Zinspolitik vor Richtungswechsel
Das Wirtschaftswachstum bleibt laut EZB-Prognose moderat: 0,9 Prozent im laufenden Jahr, gefolgt von 1,1 Prozent 2026 und 1,3 Prozent 2027. Trotz der jüngsten Zinssenkung dürfte die EZB im Juli eine Pause einlegen, um die Wirkung der aktuellen Maßnahmen abzuwarten. Fachleute wie Gunter Deuber von Raiffeisen Research rechnen frühestens im Spätsommer mit einer weiteren Reduktion – falls überhaupt. Eine Zinsspanne zwischen 1,75 und 2,25 Prozent gilt derzeit als „neutral“, also weder wachstumsfördernd noch bremsend.
Streit unter Experten – wie tief fallen die Zinsen noch?
Nicht alle Ökonomen erwarten ein baldiges Ende der Zinssenkungen. Tomasz Wieladek von T. Rowe Price hält weitere Schritte für nötig, falls Konjunkturdaten und Inflation negativ überraschen. Auch externe Faktoren wie neue US-Zölle könnten den Druck auf die EZB erhöhen. Langfristig spricht jedoch vieles für eine vorsichtigere Haltung: eine starke Dienstleistungsinflation und mögliche Impulse durch deutsche Fiskalpolitik dämpfen den Spielraum für weitere Lockerungen.
Zinsentwicklung bleibt unsicher
Ob das „große Auf und Ab“ der Zinsen wirklich vorbei ist, bleibt fraglich. Klar ist nur: Die EZB bleibt datengetrieben – und die nächsten Entscheidungen werden mit Blick auf globale Risiken besonders genau abgewogen.
