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Forscher berichten von bisher unbekannter Farbe durch Laser-Experiment

by Nadine Koller
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Ein US-amerikanisches Forschungsteam hat nach eigenen Angaben eine Farbe entdeckt, die Menschen zuvor noch nie gesehen haben. Möglich wurde dies durch ein ungewöhnliches Experiment, bei dem präzise Laserpulse auf einzelne Zellen der Netzhaut gerichtet wurden. Die gezielte Stimulation soll das Farbspektrum menschlicher Wahrnehmung erweitert haben.

Neue Farbe jenseits natürlicher Grenzen

Die Wissenschaftler nannten die entdeckte Farbe „olo“ und beschrieben sie als intensiv blau-grün. Allerdings sei diese Beschreibung nur eine grobe Annäherung. Der tatsächliche Farbeindruck sei so gesättigt und leuchtend, dass er auf keinem Monitor oder Bild darstellbar sei. „Das, was wir auf einem Bildschirm sehen, ist nur ein Schatten dessen, was wir wirklich erlebt haben“, erklärte der Sehwissenschaftler Austin Roorda.

So funktioniert das Laser-Verfahren

Das menschliche Auge erkennt Farben durch drei Typen von Zapfen auf der Netzhaut: L-Zapfen (langwelliges Licht, z. B. Rot), M-Zapfen (mittelwelliges Licht, z. B. Grün) und S-Zapfen (kurzwelliges Licht, z. B. Blau). Unter natürlichen Lichtbedingungen werden stets mehrere dieser Zelltypen gleichzeitig stimuliert. Es gibt jedoch kein Licht, das ausschließlich die M-Zapfen aktiviert – ein Umstand, den die Forscher gezielt umgehen wollten.

In einem aufwendigen Verfahren kartierten sie zunächst einen winzigen Bereich der Netzhaut, um einzelne M-Zapfen zu identifizieren. Anschließend nutzten sie einen präzisen Laser, der winzige Lichtimpulse direkt auf diese Zellen richtete – dabei wurde selbst die Augenbewegung in Echtzeit ausgeglichen. Das Ergebnis war ein sichtbarer Farbeindruck, etwa doppelt so groß wie der Vollmond. Die Farbe entstand ausschließlich durch die Aktivierung der M-Zapfen und liegt damit außerhalb des natürlich sichtbaren Spektrums. Die Bezeichnung „olo“ leitet sich aus dem binären Code 010 ab – dabei steht die „1“ für den aktiven M-Zapfen, während L- und S-Zapfen deaktiviert bleiben.

Fachliche Kritik und mögliche Anwendungen

Nicht alle Experten zeigen sich überzeugt. Der britische Sehforscher John Barbur kritisierte, dass es sich lediglich um eine sehr stark gesättigte Grünvariante handele, nicht aber um eine neue Farbe. Den wissenschaftlichen Nutzen der Arbeit schätzte er als begrenzt ein.

Die Forscher sehen hingegen großes Potenzial. Ihre Technik, die sie „Oz Vision“ nennen, könne in der Grundlagenforschung wichtige Erkenntnisse über die visuelle Verarbeitung im Gehirn liefern. Auch für die Untersuchung von Farbenblindheit oder Netzhauterkrankungen wie Retinitis pigmentosa könnte das Verfahren künftig von Bedeutung sein.

Kein Alltagsphänomen – zumindest vorerst

Für die breite Öffentlichkeit bleibt der Farbeindruck „olo“ jedoch unerreichbar. „Das ist reine Grundlagenforschung“, erklärte Projektleiter Ren Ng. „Wir werden diese Farbe nicht auf Smartphones, Fernsehern oder in VR-Brillen erleben. Dafür ist die Technik noch weit entfernt.“ Die Entdeckung zeigt dennoch, wie wenig wir über die Grenzen unserer Wahrnehmung wirklich wissen – und wie neue Technologien diese Schritt für Schritt erweitern können.

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