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Gefährdete Stromquelle im Hochgebirge

by Michael Blaser
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Bergrutsche, Gletscher und Hochwasser bedrohen Wasserkraftwerke

Ein Felssturz bei Blatten zeigte erneut, wie gefährlich die Lage ist. Schmelzende Gletscher destabilisieren Berghänge. Die Betreiber alpiner Kraftwerke müssen mit Hochwasser und instabilen Böden rechnen. Das erschwert die Kontrolle über die Speicherbecken deutlich.

Im Wallis spielt Wasserkraft eine zentrale Rolle. Grosse Anlagen wie Grande Dixence oder Nant de Drance speichern riesige Wassermengen. Letztere funktioniert auch als Pumpspeicher. Sie pumpt Wasser zurück ins obere Becken – als Stromspeicher.

Ferden im Lötschental zählt zu den mittelgrossen Kraftwerken mit einer 67 Meter hohen Staumauer. Als sich bei Blatten die Lage zuspitzte, griff Betreiber Enalpin ein. Laut Martin Gattlen ließ man Wasser ab, um Platz für eine mögliche Flutwelle zu schaffen. Der Fluss Lonza bringt seitdem viel Geröll, Holz und Schlamm in den See. Dieses Wasser kann aktuell nicht zur Stromproduktion genutzt werden.

Stabilität der Staumauern bleibt gewährleistet

Trotz der Gefahren betont Gattlen die Sicherheit der Anlagen. Die Mauer sei fest im Fels verankert und stabil gebaut. Die Überwachung natürlicher Risiken sei schon immer wichtig gewesen und bleibe es auch.

Auch der Stromkonzern Alpiq sieht keinen Anlass zur Umplanung. Im Wallis betreibt das Unternehmen sechs grosse Speicherwerke. André Murisier, Produktionsleiter bei Alpiq, unterstreicht die ständige Risikoüberwachung. Als Beispiel nennt er den Stausee Gibidum bei der Moosfluh. Dort bewegte sich einst ein Hang. Die Überwachung entdeckte das frühzeitig, sodass man Schutzmassnahmen ergreifen konnte. Inzwischen ist der Hang wieder stabil.

Schutzfunktion der Stauseen gewinnt an Bedeutung

Talsperren können tiefergelegene Gebiete schützen, sagt ETH-Professor Robert Boes. Bei starkem Regen oder Felsstürzen fangen sie Wassermassen ab. Im Sommer hielt der Mattmark-Stausee elf Millionen Kubikmeter Wasser zurück. So blieb das Saastal weitgehend verschont, während es bei Zermatt – ohne Stausee – schwere Schäden gab.

Zusätzlich könnten die Seen künftig Wasser für die Bewässerung liefern. Wegen des Klimawandels schmelzen die Gletscher. Dadurch sinkt der Wasserstand in Bächen und Flüssen. Kraftwerke, Landwirtschaft und Bevölkerung müssen künftig enger zusammenarbeiten.

Die Herausforderung wird wachsen: Energiegewinnung, Hochwasserschutz und Landwirtschaft müssen künftig besser koordiniert werden. Dafür braucht es Planung, Technik und politisches Engagement.

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