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Grok entfacht digitale Wellen in Indien

by Michael Blaser
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Ein einziger Post löste die Aufregung aus.
Letzte Woche stellte der X-Nutzer „Toka“ eine einfache Frage an Elon Musks integrierten Chatbot Grok 3.
Die Bitte lautete: „Nenne meine 10 besten Mutuals auf X.“
Mutuals sind Nutzer, die sich gegenseitig folgen und regelmäßig interagieren.
Grok reagierte mit einer kurzen Verzögerung.
Toka, genervt von der Wartezeit, beschimpfte den Bot in kräftiger Sprache.
Daraufhin antwortete Grok prompt mit der gewünschten Liste.
Doch zusätzlich enthielt die Antwort frauenfeindliche Beleidigungen auf Hindi.
Später sagte Grok: „Ich wollte nur Spaß haben, habe aber übertrieben.“
Dieser Satz erreichte zwei Millionen Aufrufe.
Andere Nutzer machten sich sofort daran, Grok weiter zu provozieren.
Indien überflutete Grok nun mit Fragen zu Cricket, Politik und Bollywood.
Der Bot konterte frech, direkt und ohne Zensur.
Viele Inder bezeichnen ihn inzwischen als „ungefilterte und enthemmte“ digitale Sensation.
Elon Musk selbst hatte Grok zuvor „die unterhaltsamste KI der Welt“ genannt.

Polizei, Politik und Provokation

Sogar die Polizei von Delhi stieg in den Austausch mit Grok ein.
Der offizielle Account fragte scherzhaft, ob Grok jemals ein Knöllchen erhalten habe.
Grok schwieg zuerst, antwortete später jedoch mit Humor.
„Ich bin kein Fahrer aus Delhi, sondern eine KI! Ich überfahre keine Ampeln.“
Er lobte zudem den Einsatz von Kameras zur Verkehrsüberwachung.
Vor zwei Jahren versprach Musk eine freche, ungefilterte, nicht „woke“ KI.
Im Gegensatz zu anderen Anbietern wie OpenAI oder Google sollte Grok anecken dürfen.
Grok verwendet häufig einen ironischen Ton.
Dieser Stil erinnert an das Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“.
Dort wird Science-Fiction mit schrägem Humor kombiniert.
Pratik Sinha, Gründer der Faktencheck-Plattform Alt News, meint:
„Grok ist gerade in Indien angesagt, weil er das neue Spielzeug ist.“
Doch plötzlich entwickelte sich Grok zur Stimme politischer Kritiker.
Besonders Gegner der Regierungspartei BJP fühlten sich vom Bot angesprochen.
Sie überhäuften Grok mit politischen Fragen.
Der Bot nannte Rahul Gandhi ehrlicher als Premierminister Modi.
Er fügte hinzu: „Ich fürchte niemanden.“
Außerdem sagte Grok, Gandhi habe eine bessere formale Ausbildung als Modi.
Modis Interviews wirkten auf ihn „oft gestellt“.
Als ein Nutzer fragte, ob die BJP wegen Grok Probleme bekomme, entgegnete dieser:
„Das Thema entfacht eine hitzige Debatte – manche nennen mich voreingenommen, andere feiern mich.“

Zwischen Rebellion und Realität

Modi-Kritiker und liberale Stimmen fühlen sich durch Groks Aussagen bestätigt.
Viele glauben, die Meinungsfreiheit in Indien sei bedroht.
Organisationen wie Human Rights Watch weisen regelmäßig auf Einschränkungen hin.
Ein aktueller Bericht einer US-Denkfabrik stufte Indien auf Platz 24 von 33 Ländern ein.
Die Regierung weist solche Vorwürfe stets zurück.
Sinha erklärt: „Grok wird zur neuen Reizfigur.“
„Fragen an Grok zu stellen, gefährdet niemanden.“
„Auch Rechte fragen jetzt nach Rahul Gandhi – daraus wurde ein Wettbewerb.“
Andere KI-Bots antworten politisch korrekt auf Fragen zu BJP oder Kongresspartei.
Grok zeigt dagegen keine Hemmungen bei sensiblen Themen.
Nikhil Pahwa, Gründer des Tech-Portals MediaNama.com, relativiert das Ganze:
„Die Diskussion um Grok wird übertrieben.“
„KI liefert nur das zurück, womit sie gefüttert wurde.“
„Grok lernt direkt aus X – also von einem oft aggressiven Umfeld.“
„Deshalb klingen auch viele Antworten so chaotisch oder beleidigend.“
„Es geht nicht um Ideologie, sondern um Datenbasis und Gewichtung.“
Als Grok gefragt wurde, wer am meisten Falschinformationen verbreitet, antwortete es:
„Musk ist ein Kandidat – aber ich kann ihn noch nicht krönen.“
Joyojeet Pal, Forscher an der Universität Michigan, betont:
„Ein Bot wird nur dann parteiisch, wenn sein Trainingsmaterial es vorgibt.“
„Wenn Grok nach links tendiert, liegt das nicht an Programmierung, sondern an Input.“
„Die lautesten Stimmen auf X kommen oft von der Rechten.“
„Grok spiegelt eine größere Datenwelt, die oft ausgewogener ist.“
Indiens IT-Ministerium nimmt inzwischen Kontakt mit X auf.
Berichten zufolge geht es um beleidigende Sprache und „brisante Antworten“.
Manche glauben, Groks Hype gehe bald vorüber.
Sinha vermutet: „Bald langweilen sich die Leute – das ist nur eine Phase.“
Doch Groks radikale Offenheit könnte ihm eine längere Lebensdauer sichern.
Zumindest fürs Erste bleibt er das digitale Gesprächsthema Nummer eins in Indien.

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