Der Flughafen London Heathrow hat am Freitagabend den Betrieb teilweise wieder aufgenommen, nachdem ein Brand in einer elektrischen Umspannstation einen massiven Stromausfall ausgelöst hatte. Über 1.350 Flüge wurden gestrichen oder umgeleitet, und Hunderttausende Reisende waren betroffen.
Ermittlungen laufen – bisher kein Hinweis auf Sabotage
Der Brand brach am späten Donnerstagabend in einer Umspannstation in Hayes nördlich des Flughafens aus. Die Londoner Feuerwehr war mit über 70 Einsatzkräften im Einsatz und kämpfte unter schwierigen Bedingungen gegen die Flammen. Rund 25.000 Liter Öl gerieten in Brand, was zur Abschaltung von 67.000 Haushalten führte und über 100 Menschen zur Evakuierung zwang.
Die Metropolitan Police und Anti-Terror-Ermittler untersuchen den Vorfall. Bisher gibt es keine Hinweise auf ein kriminelles oder terroristisches Motiv, jedoch bleiben die Behörden wachsam. Erste CCTV-Aufnahmen zeigten nichts Verdächtiges. Teile der Anlage sollen nun auf mögliche Manipulationen untersucht werden.
Zwei mit dem Fall vertraute Quellen gehen davon aus, dass der Brand wahrscheinlich auf einen technischen Defekt zurückzuführen ist. Der Netzbetreiber National Grid bezeichnete den Vorfall als außergewöhnlich selten und kündigte eine gründliche Untersuchung an.
Flughafenbetrieb läuft wieder an – Auswirkungen bleiben spürbar
Heathrow erwartet, am Samstag wieder voll funktionsfähig zu sein. Dennoch warnen Airlines, dass es in den kommenden Tagen weitere Beeinträchtigungen geben wird. Passagiere sollen am Samstag wie gewohnt zum Flughafen kommen, sich aber vorher bei ihrer Airline informieren.
Um den Rückstau abzuarbeiten, hat das Verkehrsministerium Nachtflugbeschränkungen vorübergehend aufgehoben. Erste Maschinen landeten bereits wieder, und British Airways nahm am Freitagabend den Langstreckenbetrieb wieder auf.
BA-CEO Sean Doyle erklärte, dass das Unternehmen gezwungen war, alle Kurzstrecken- sowie die meisten Langstreckenflüge am Freitag zu streichen. Die Auswirkungen würden sich noch über mehrere Tage hinweg bemerkbar machen.
Heathrow-Chef Thomas Woldbye entschuldigte sich bei den Betroffenen und betonte, es handle sich um einen Vorfall „von erheblichem Ausmaß“. Die Wiederherstellung des Betriebs sei komplex, da der Flughafen so viel Energie wie eine Kleinstadt verbrauche.
Kritik und politische Reaktionen
Downing Street erklärte, es gebe „Fragen zu klären“, insbesondere zur Krisenvorsorge und Netzsicherheit. Ein Regierungssprecher sagte, man werde den Vorfall prüfen, sobald die Lage unter Kontrolle sei.
Verkehrsministerin Heidi Alexander verteidigte Heathrow und nannte die Situation „beispiellos“ und außerhalb der Kontrolle des Flughafens. Die Notstromversorgung habe funktioniert, versorgte jedoch nur kritische Systeme, nicht den gesamten Flughafen.
Kritik kam dennoch von Experten und Branchenvertretern.
IATA-Generaldirektor Willie Walsh bezeichnete das Geschehen als Planungsversagen und fragte: „Wie kann ein Flughafen dieser Größe ohne alternative Energieversorgung betrieben werden?“
Auch David Omand, ehemaliger Chef des britischen Geheimdienstes GCHQ, zeigte sich erstaunt: „Dass ein einziger Stromausfall Heathrow für einen ganzen Tag lahmlegt, ist ein nationales Versagen.“
Heathrow arbeitet nun mit Fluggesellschaften daran, umgeleitete Passagiere zurückzubringen und den Regelbetrieb schnellstmöglich wiederherzustellen.
Die Sicherheitslage wird weiterhin beobachtet, während die Behörden den genauen Brandursprung untersuchen. Der Vorfall wirft grundsätzliche Fragen zur Infrastruktur-Resilienz auf – Antworten bleiben abzuwarten.