Vor zwei Jahren wurde Alican, ein 49-jähriger Taxifahrer, in Basel bei einem Messerangriff getötet. Jetzt, zwei Jahre nach der Tat, wird ein 53-jähriger Mann wegen Mordes angeklagt. Die Witwe des Opfers, Céline, kämpft nicht nur mit dem Verlust ihres Mannes, sondern auch mit der langen Verzögerung im Verfahren. Sie fordert Gerechtigkeit und Antworten.
Am 15. November 2022 wurde Alican in der Basler Peter-Merian-Straße während seiner Arbeit als Taxifahrer von einem Mann mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt. Noch am Tatort erlag er seinen Verletzungen. Der mutmaßliche Täter wurde nun angeklagt, doch der Prozess steht noch aus. Für Céline, die noch immer von Flashbacks an den tragischen Tag gequält wird, ist die lange Wartezeit eine zusätzliche Belastung.
„Ich sah das Blut meines Mannes auf der Straße“
„Er ging morgens zur Arbeit, und dann war mein Mann tot“, erinnert sich Céline, die heute 43 Jahre alt ist. Der Schock über den Verlust ihres Mannes sitzt tief. Besonders der Moment, als sie nach dem Anruf über den „Unfall“ an den Tatort eilte und das Blut ihres Mannes auf der Straße sah, verfolgt sie bis heute. „Ich konnte nichts tun, außer zu schauen“, sagt sie über die Zeit nach der Tragödie. Die ersten Monate verbrachte sie fast täglich an diesem Ort – einem Ort, der für sie immer mit dem gewaltsamen Tod ihres Mannes verbunden bleibt.
„Wir mussten zurück in die Schweiz, dort ist es sicherer“
Céline und Alican hatten gemeinsam zwei Söhne, die heute im Teenageralter sind. „Mein Mann war ein Familienmensch“, sagt sie, „er hat seine Söhne geliebt und viel Zeit mit ihnen verbracht.“ Die Familie lebte zunächst in Frankreich, doch Alican hatte immer wieder betont, dass sie zurück in die Schweiz ziehen sollten – „dort ist es sicherer“, hatte er gesagt. Dieser Satz geht Céline nicht mehr aus dem Kopf, seitdem er nicht mehr da ist.
Die Jungs, die nun ohne ihren Vater aufwachsen müssen, haben mit dem Verlust zu kämpfen. Besonders der ältere Sohn, der bald seinen Führerschein machen möchte, spürt das Fehlen seines Vaters. „Er hätte ihnen so gern das Autofahren beigebracht“, sagt Céline, „es ist einfach so unfair.“
Traurige Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse
Ein wichtiger Teil ihrer gemeinsamen Zeit war der Fußball. Fast jedes Wochenende war Alican bei den Spielen der Söhne oder besuchte große Fußballspiele in Europa. Zusammen besuchten sie Stadien in Barcelona und Madrid – unvergessliche Erlebnisse, die Céline und ihre Kinder nun alleine weiterleben müssen. Auch die Begeisterung für Tennis und die Spiele von Roger Federer war eine große Leidenschaft von Alican.
Unzufriedenheit mit der Justiz
Céline ist nicht nur von ihrem persönlichen Verlust überwältigt, sondern auch von der langen Verzögerung im Fall ihres Mannes. „Es dauert zwei Jahre, bis der Mann, der das Leben meines Mannes zerstört hat, angeklagt wird. Das ist einfach eine Katastrophe“, sagt sie. Die fehlende Klarheit und das langsame Verfahren belasten sie sehr. „Man kann nicht abschließen, wenn das alles noch offen ist“, so Céline. „Das ist eine Qual.“
Die Staatsanwaltschaft erklärt, dass die Dauer eines Vorverfahrens von vielen Faktoren abhängt, darunter auch die Einholung komplexer Gutachten. Auf die konkrete Situation in diesem Fall wollte die Behörde jedoch keine detaillierten Auskünfte geben.
„Ich will die Maximalstrafe für den Täter“
Für Céline ist klar: Sie will, dass der Täter für seine Tat die höchste Strafe erhält. „Er hat das Leben meines Mannes zerstört – und auch das meiner Söhne und von mir“, sagt sie wütend. Gleichzeitig fürchtet sie, dass der Täter aufgrund von Drogen- oder Alkoholkonsum milder bestraft werden könnte. „Warum sollte das zu meinem Problem werden?“, fragt sie. „Er hat mein Leben zerstört, und jetzt soll er dafür auch die volle Verantwortung übernehmen.“
„Ich kann mich kaum konzentrieren“
Céline arbeitet als Krankenschwester und hilft täglich anderen Menschen. Doch der Verlust ihres Mannes und die anhaltende Trauer beeinträchtigen ihre Arbeit. „Ich kann mich kaum konzentrieren, schlafe schlecht. Die Kollegen sind sehr verständnisvoll, aber es fällt mir immer noch schwer, meine Aufgaben zu erledigen“, sagt sie. Derzeit arbeitet sie nur einen Tag pro Woche, da mehr nicht möglich ist.
„Ich hoffe, dass sie irgendwann abschließen können“
Trotz allem hofft Céline für ihre Kinder, dass sie irgendwann mit dem Geschehenen abschließen können. „Meine Söhne brauchen ihren Vater, besonders in diesem Alter. Ich hoffe, dass sie nicht im Hass aufwachsen“, sagt sie. Für sie selbst ist es ein Weg, den sie weitergehen muss: „Ich will die Wahrheit hören. Ich muss wissen, warum er das getan hat.“ Doch der Weg zur Gerechtigkeit und zum Abschluss ist für Céline noch lange nicht klar.