Ein neuer Bericht zeigt erhebliche Ungleichheiten in der Krebsversorgung im Vereinigten Königreich auf. Menschen in den am stärksten benachteiligten Gebieten haben eine fast 60 % höhere Krebssterblichkeitsrate als jene in wohlhabenderen Regionen.
Sozioökonomische Ungleichheit und Krebsrisiko
Laut Cancer Research UK sind jährlich rund 28.400 Krebstodesfälle – also drei von 20 landesweit – mit sozioökonomischer Ungleichheit verbunden. Zudem wird eine von zehn Krebsdiagnosen mit der sozialen Lage in Verbindung gebracht, die anhand von Einkommen, Beschäftigung, Bildung und Zugang zu Gesundheitsdiensten bewertet wurde.
Lungenkrebs macht fast die Hälfte aller armutsbedingten Krebstodesfälle aus. Die Unterschiede sind auf verschiedene Faktoren zurückzuführen: ein höheres Erkrankungsrisiko, spätere Diagnosen und eingeschränkten Zugang zu Behandlungen. Zudem leiden Menschen in ärmeren Gegenden häufiger an zusätzlichen gesundheitlichen Problemen, die die Behandlungsmöglichkeiten einschränken und die Überlebenschancen verringern.
Hauptrisikofaktoren: Rauchen, Fettleibigkeit und eingeschränkter Zugang zu Gesundheitsversorgung
Zwei der größten Krebsrisikofaktoren – Rauchen und Fettleibigkeit – sind in benachteiligten Regionen deutlich verbreiteter. Die Raucherquote ist dort dreimal so hoch wie in wohlhabenderen Gegenden, und fast 40 % der Bewohner sind fettleibig. Ein Mangel an Grünflächen und gesunden Lebensmitteln erschwert es Menschen mit niedrigerem Einkommen, einen gesunden Lebensstil zu führen.
Erschwerend kommt ein schlechterer Zugang zur medizinischen Versorgung hinzu. Patienten in ärmeren Regionen erhalten ihre Krebsdiagnose oft später und haben seltener Zugang zu Chemotherapie, chirurgischen Eingriffen oder innovativen Behandlungen. Eine frühzeitige Diagnose kann die Überlebenschancen erheblich verbessern, doch viele Patienten aus sozial schwächeren Regionen müssen lange auf ihren Behandlungsbeginn warten. In England kann die Wartezeit nach einer dringenden Krebsüberweisung mehr als 104 Tage – also über drei Monate – betragen.
Aufruf zu staatlichem Handeln
Cancer Research UK fordert die Regierung auf, mehr Mittel für die Krebsprävention und -behandlung in besonders betroffenen Gebieten bereitzustellen. Dazu gehören der Ausbau von Raucherentwöhnungsprogrammen sowie die Einführung gezielter Lungenkrebs-Screenings im gesamten Land.
„Krebs zu besiegen muss bedeuten, ihn für alle zu besiegen“, betonte Ian Walker, Geschäftsführer für Politik und Information bei Cancer Research UK.