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Lagarde warnt vor Handelskrieg und wirtschaftlichen Risiken

by Rudolph Angler
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EZB-Präsidentin Christine Lagarde warnt, dass Trumps Eskalation im Handelsstreit das weltweite Wachstum bremsen und Inflation verstärken könnte.

Sie betont, dass steigende Zölle gravierende wirtschaftliche Folgen haben und die Europäische Zentralbank (EZB) vor große Herausforderungen bei der Inflationskontrolle stellen.

Handelskrieg würde alle Seiten treffen

Trump droht mit 200%igen Zöllen auf französischen Wein und andere EU-Exporte, was den Handelskonflikt zwischen den USA und Europa weiter verschärft.

Die USA sind ein zentraler Absatzmarkt für europäische Alkoholproduzenten und machten 2024 ein Fünftel der EU-Exporte in diesem Sektor aus.

„Ein ausgewachsener Handelskrieg, der den Welthandel erheblich beeinträchtigt, hätte schwerwiegende Folgen“, erklärte Lagarde.

„Für das globale Wachstum und die Preise – insbesondere aber für die USA selbst.“

Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Januar 2025 hat Trump seine aggressive Zollpolitik wieder aufgenommen und die Spannungen im Welthandel verstärkt.

Die EZB-Präsidentin warnt, dass solche Maßnahmen bereits Investitionen bremsen und Unternehmen sowie Verbraucher verunsichern.

„Egal, ob Initiator oder Vergeltungspartner – am Ende schadet ein Handelskrieg allen“, sagte Lagarde. „Das zeigt die Geschichte immer wieder.“

Trotz ihrer Kritik an der US-Politik verteidigte sie die EU-Position und betonte, dass Brüssel keine andere Wahl habe, als auf US-Zölle zu reagieren.

Sie wies zudem Trumps Behauptung zurück, die EU sei gegründet worden, um die USA wirtschaftlich zu schädigen.

„Europa wurde auf Wunsch der USA gegründet, um nach zwei Weltkriegen Stabilität in unserer Region zu sichern“, sagte sie.

„Zu behaupten, die EU sei geschaffen worden, um die USA auszunutzen, ist nicht nur unangemessen, sondern eine Verdrehung der Geschichte.“

Inflation bleibt unberechenbar

Neben den kurzfristigen Handelsrisiken sieht Lagarde auch langfristige Herausforderungen bei der Inflationsbekämpfung in der Eurozone.

Sie warnte, dass Inflation aufgrund globaler Handelsveränderungen, steigender Militärausgaben und klimabedingter Störungen schwerer vorherzusagen sei.

„Die Stabilisierung wird eine enorme Herausforderung bleiben“, sagte sie in einer Rede in Frankfurt.

„Wir müssen unser Inflationsziel konsequent verfolgen, wirtschaftliche Schocks richtig einordnen und flexibel darauf reagieren.“

Ein Indikator für diese Unsicherheiten, der Handelsunsicherheitsindex, erreichte seinen höchsten jemals gemessenen Wert.

Gleichzeitig befinden sich geopolitische Risiken auf einem Niveau, das außerhalb von Kriegen oder Terroranschlägen zuletzt im Kalten Krieg erreicht wurde.

Lagarde erklärte, dass Inflation nicht sofort nachlasse, selbst wenn externe Preisschocks nachließen.

So erreichte die Energieinflation ihren Höchststand im Oktober 2022, doch die Dienstleistungen erlebten ihren Preisgipfel erst neun Monate später im Juli 2023.

Diese Verzögerungen erschweren es der EZB, die Inflation verlässlich auf ihr 2%-Ziel zurückzuführen.

Zinssenkungen in Sicht, aber Risiken bleiben

Mit nachlassender Inflation bereiten sich die EZB-Vertreter darauf vor, die Zinsen zu senken, um das Wirtschaftswachstum in der Eurozone zu stützen.

Die Zentralbank prognostiziert, dass die Inflation bis Anfang 2025 auf das angestrebte 2%-Ziel sinken wird, was geldpolitische Lockerungen ermöglichen könnte.

Doch Lagarde warnt, dass neue Schocks – ob durch Handelskriege, Lieferkettenstörungen oder Energiepreissteigerungen – diesen Kurs schnell verändern könnten.

„Der jüngste Inflationsrückgang wurde im Vergleich zu früheren Phasen relativ kostengünstig erreicht“, erklärte sie.

Gut verankerte Inflationserwartungen hätten zur Preisstabilität beigetragen, doch zukünftige Schocks müssten genau analysiert werden.

Daher werde die EZB ihre Kommunikation anpassen und sich stärker auf wirtschaftliche Indikatoren wie Lohnwachstum und Kerninflation konzentrieren, statt starre Zinspolitik vorzugeben.

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