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Lufthansa-Flug flog zehn Minuten ohne Piloten nach Zusammenbruch des Kopiloten

by Michael Blaser
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Kopilot bricht allein im Cockpit bewusstlos zusammen

Ein Lufthansa-Flug mit 205 Menschen an Bord flog zehn Minuten ohne aktiven Piloten. Der Vorfall ereignete sich, als der Kopilot im Cockpit das Bewusstsein verlor, so ein neuer Bericht der spanischen Flugsicherheitsbehörde. Der Zwischenfall geschah am 17. Februar 2024 während eines Flugs von Frankfurt nach Sevilla.

Der Flugkapitän hatte das Cockpit kurz verlassen, um die Toilette zu benutzen. In seiner Abwesenheit verlor der Kopilot plötzlich das Bewusstsein. Laut dem Bericht befanden sich 199 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder an Bord des Airbus A321.

Autopilot hielt Kurs stabil – dennoch ungewollte Eingaben durch den Kopiloten

Das Flugzeug hielt durch den eingeschalteten Autopiloten weiterhin einen stabilen Kurs. Dennoch nahm der bewusstlose Kopilot unbeabsichtigt Eingaben an den Steuerungen vor, erklärten die Ermittler. Auf dem Stimmenrekorder wurden Geräusche festgehalten, die auf eine „plötzliche und schwere Bewusstlosigkeit“ hinwiesen.

Ein Fluglotse versuchte dreimal vergeblich, den Kopiloten zu erreichen. Es gab keine Reaktion.

Kapitän erlangte nach mehreren Versuchen per Notcode Zugang zum Cockpit

Nach seiner Rückkehr versuchte der Kapitän, die Cockpittür mit dem regulären Öffnungscode zu entsperren, was ein akustisches Signal auslöst. Er unternahm fünf Versuche. Gleichzeitig versuchte ein Crewmitglied im Cockpit, über die Bordsprechanlage Kontakt aufzunehmen. Nachdem keine Antwort kam, nutzte der Kapitän schließlich den Notfallcode und betrat das Cockpit, um das Flugzeug zu übernehmen.

Ein Sprecher der Fluggesellschaft teilte gegenüber einer deutschen Nachrichtenagentur mit, man habe den offiziellen Untersuchungsbericht zur Kenntnis genommen und auch intern ermittelt. Die Ergebnisse der firmeninternen Prüfung wurden nicht veröffentlicht.

Kopilot kam wieder zu sich und erhielt medizinische Versorgung

Laut dem Bericht leistete die Besatzung gemeinsam mit einem mitreisenden Arzt sofort erste Hilfe. Der Kopilot kam wieder zu sich und erinnerte sich später an die medizinische Behandlung durch das Personal und den Arzt.

Der Kapitän beschloss, den Flug nach Madrid umzuleiten. Etwa 20 Minuten nach der Übernahme der Steuerung landete er sicher am Flughafen Adolfo Suárez Madrid-Barajas. Dort wurde der Kopilot ins Krankenhaus gebracht, wo er für einige Stunden verblieb.

Unerkanntes neurologisches Leiden führte zu Zusammenbruch

Die Ermittler stellten fest, dass der Kopilot aufgrund einer bislang unentdeckten neurologischen Vorerkrankung das Bewusstsein verlor. Diese war bei den flugmedizinischen Untersuchungen nicht festgestellt worden. Die medizinische Flugtauglichkeit des Kopiloten wurde inzwischen ausgesetzt.

Die spanische Behörde bezeichnete den Vorfall als außergewöhnliches Ereignis. Gleichzeitig betonte sie, dass Kapitäne für Situationen geschult sind, in denen ein anderer Pilot ausfällt.

In-Flight-Zusammenbrüche von Piloten sind selten – aber möglich

Solche Vorfälle gelten als selten, kommen jedoch gelegentlich vor. Die spanische Behörde verwies auf eine europäische Datenbank, in der zwischen 2019 und 2024 insgesamt 287 Fälle von Piloten-Ausfällen während des Flugs verzeichnet wurden.

Ein separater Bericht der US-Luftfahrtbehörde aus dem Jahr 2004 dokumentierte 39 solcher Fälle bei US-Piloten in einem Zeitraum von sechs Jahren – zwischen 1993 und 1998.

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