143.000 Gegner, ein Weltmeister, kein Sieger
Nach 46 Tagen endete das wohl ungewöhnlichste Schachmatch des Jahres: Magnus Carlsen spielte gegen 143.000 Online-Gegner weltweit – und erreichte nur ein Unentschieden. Die Partie lief auf Chess.com seit dem 4. April. Während Carlsen jeden Zug selbst spielte, stimmte Team Welt per Abstimmung über die Gegenantworten ab. Pro Zug hatten beide Seiten 24 Stunden Zeit.
Ein Rekord für die Ewigkeit
Carlsen stellte dabei einen Rekord auf: Noch nie spielte ein Mensch gegen so viele Gegner gleichzeitig in einer einzigen Partie. Das Ziel war es, den Rekord von Viswanathan Anand zu brechen, der 2023 gegen rund 70.000 Spieler gewann – und Carlsen verdoppelte diese Zahl.
Starker Start, stabile Gegner
Obwohl Carlsen früh eine bessere Stellung hatte, gelang es ihm nicht, durchzubrechen. Nach 32 Zügen erzwang Team Welt durch dreifache Stellungswiederholung ein Remis. „Ich stand zu Beginn leicht besser, aber dann habe ich wohl nicht präzise genug gespielt“, sagte Carlsen. „Seitdem haben sie mir keine einzige echte Chance mehr gegeben.“
Freestyle-Schach erlaubt kreative Eröffnungen
In dieser Variante stehen Figuren wie Springer und Läufer zufällig auf den Grundreihen, was zu unkonventionellen Eröffnungen führt. Carlsen gilt als Experte dieses Formats – er gewann kürzlich ein Freestyle-Turnier in Grenke mit 9 aus 9 Punkten. Dennoch fand er gegen Team Welt keinen Weg: „Sie haben solide gespielt, nichts Spektakuläres, aber sehr vernünftig – das hat diesmal gereicht.“
Computerkraft gegen Weltmeister-Instinkt
Viele der Mitspieler nutzten Analyse-Tools oder Engines, um bessere Züge zu finden. Carlsen akzeptierte das sportlich: „Es war eher solides Standardschach als kreative Experimente – aber das war in diesem Fall eine gute Strategie.“
Historischer Vergleich
Bereits 1999 spielte Garry Kasparov gegen mehr als 50.000 Online-Gegner über MSN. Er gewann nach vier Monaten und nannte es „die größte Partie der Schachgeschichte“. Carlsen hingegen musste sich geschlagen geben – oder besser gesagt: ein Remis akzeptieren.
Fazit
Carlsen vs. Die Welt war nicht nur ein Match – es war ein globales Experiment, das Strategie, Technik und Community vereinte. Das Remis zeigt: Gegen den kollektiven Verstand, unterstützt von Technik, hat selbst ein Schachgenie seine Grenzen.