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Studie zeigt Zusammenhang zwischen stark verarbeiteten Lebensmitteln und tausenden frühen Todesfällen in den USA

by Michael Blaser
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Mehr stark verarbeitete Lebensmittel bedeuten steigendes Risiko für frühen Tod

Wer täglich mehr stark verarbeitete Lebensmittel isst, riskiert laut einer neuen Meta-Analyse ein früheres Ableben.
Forscher untersuchten die Daten von über 240.000 Personen und entdeckten besorgniserregende Trends bei stark verarbeiteten Produkten.
Carlos Augusto Monteiro, emeritierter Professor an der Universität São Paulo, erklärte die alarmierenden Erkenntnisse der Studie.
“Wir analysierten Todesfälle zwischen 30 und 69 Jahren, also in einer Phase vorzeitiger Sterblichkeit,” sagte Monteiro.
Er betonte, dass ein Anstieg um 10 % der Kalorien aus stark verarbeiteten Lebensmitteln das Todesrisiko um fast 3 % erhöhte.
Monteiro prägte 2009 den Begriff „stark verarbeitet“, als er das NOVA-Klassifikationssystem für Lebensmittel entwickelte.
In Gruppe eins von NOVA fallen natürliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Fleisch, Milchprodukte und Eier.
Gruppe zwei umfasst Kochzutaten wie Salz, Öl und Gewürze.
Gruppe drei kombiniert Produkte aus Gruppe eins und zwei, etwa Konserven oder tiefgefrorenes Gemüse.
Gruppe vier bildet die kritischste Kategorie: stark verarbeitete Lebensmittel ohne wesentliche Bestandteile natürlicher Nahrung.
Monteiro erklärte, dass diese Produkte überwiegend aus chemisch veränderten Billigrohstoffen und synthetischen Zusatzstoffen bestehen.
“Menschen können sich kaum vollständig an solche Produkte anpassen,” warnte Monteiro in einem Editorial von 2024 in einer bekannten Fachzeitschrift.
“Der Körper könnte diese Stoffe als nutzlos oder schädlich erkennen und dadurch Schaden nehmen,” ergänzte er.

Lebensmittelbranche warnt vor falscher Deutung der Studienergebnisse

Nicht alle Experten stimmten den alarmierenden Aussagen über stark verarbeitete Lebensmittel zu.
Sarah Gallo, Vizepräsidentin der Consumer Brands Association, äußerte scharfe Kritik an der neuen Studie.
Sie warnte davor, bezahlbare und haltbare Lebensmittel pauschal negativ darzustellen.
“Verbraucher könnten dadurch auf nahrhafte und sichere Produkte verzichten,” erklärte Gallo per E-Mail.
Das könne die Ernährungsqualität verschlechtern und gesundheitliche Ungleichheiten verschärfen, ergänzte sie.

Schon kleine Mengen könnten Gesundheit massiv gefährden

Frühere Studien hatten bereits deutliche Zusammenhänge zwischen stark verarbeiteten Lebensmitteln und gesundheitlichen Risiken belegt.
Eine Untersuchung von Februar 2024 zeigte, dass mehr Verzehr das Risiko für Herztod und psychische Erkrankungen um 50 % steigerte.
Zudem erhöhte eine stärkere Aufnahme das Risiko für Angststörungen um 53 %, Adipositas um 55 % und Schlafprobleme um 41 %.
Der Verzehr solcher Produkte steigerte auch die Wahrscheinlichkeit für Typ-2-Diabetes um 40 % und Depressionen um 20 %.
Forscher bezeichneten dabei bereits eine zusätzliche tägliche Portion als “erhöhten Konsum”.
Eine Studie vom Mai 2024 ergab zudem, dass 10 % mehr stark verarbeitete Lebensmittel Schlaganfälle und geistigen Abbau förderten.
Forschungen aus 2023 zeigten, dass 10 % mehr auch das Risiko für Krebs im oberen Verdauungstrakt deutlich ansteigen ließ.
Schätzungen zufolge bestehen rund 70 % des US-Lebensmittelangebots aus stark verarbeiteten Produkten.
Kinder in den USA nehmen etwa zwei Drittel ihrer Kalorien aus solchen Lebensmitteln auf, erklärten Experten.
Erwachsene erreichen mit etwa 60 % ebenfalls einen alarmierenden Anteil, berichtete Fang Fang Zhang von der Tufts University.
Zhang war an der aktuellen Untersuchung nicht beteiligt, hatte sich aber zuvor dazu geäußert.

Neue globale Analyse schätzt vermeidbare Todesfälle

Die neueste Studie, veröffentlicht im American Journal of Preventive Medicine, schätzte die weltweiten Folgen.
Eduardo Augusto Fernandes Nilson von der Oswaldo Cruz Foundation leitete die internationalen Berechnungen.
“Vermeidbare Todesfälle reichen von 4 % in Ländern mit wenig Konsum bis zu 14 % bei hohem Konsum,” erklärte Nilson.
Wissenschaftler betonten jedoch, dass die Studie keine kausale Ursache zwischen Produkten und Tod nachweisen konnte.
Nerys Astbury, Ernährungswissenschaftler an der Universität Oxford, betonte die methodischen Grenzen der Untersuchung.
Er unterstrich, dass alleinige Konsumdaten keine eindeutigen Verursachungen belegen könnten.

Vereinigte Staaten führen beim Konsum stark verarbeiteter Lebensmittel

Forscher fanden heraus, dass die USA weltweit den höchsten Anteil an stark verarbeiteten Lebensmitteln aufweisen.
Etwa 55 % der durchschnittlichen amerikanischen Ernährung bestehen laut neuen Daten aus solchen Produkten.
Hätten die Amerikaner im Jahr 2017 ganz auf stark verarbeitete Lebensmittel verzichtet, wären über 124.000 Todesfälle verhindert worden.
In Ländern mit geringerer Aufnahme, etwa Kolumbien (15 %) und Brasilien (17,4 %), wären ebenfalls viele Leben gerettet worden.
In Kolumbien hätten fast 3.000 Todesfälle 2015 und in Brasilien 25.000 Todesfälle 2017 verhindert werden können.
Fang Fang Zhang wies jedoch darauf hin, dass das Modell ein unrealistisches “Null-Szenario” annehme.
Sie warnte, dass die tatsächliche Zahl der verhinderten Todesfälle dadurch vermutlich überschätzt wurde.

Experten mahnen zur Vorsicht bei der Interpretation der Ergebnisse

Stephen Burgess, Statistiker an der Universität Cambridge, betonte die Unsicherheit der Studienergebnisse.
“Stark verarbeitete Lebensmittel könnten nur Begleitfaktoren darstellen,” erklärte Burgess.
Er ergänzte jedoch, dass der globale Zusammenhang der Beobachtungen durchaus ernste Bedenken rechtfertige.

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