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Musk gegen Trump: Zerreißprobe mit Folgen für ein Milliarden-Imperium

by Michael Blaser
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Wirtschaftlicher Rückzug statt politischem Fokus?

Als Elon Musk kürzlich verkündete, sich aus der Politik zurückziehen zu wollen, schöpften Investoren Hoffnung. Sie glaubten, Musk werde sich nun stärker seinen zahlreichen Tech-Unternehmen widmen. Doch der öffentliche Streit mit Donald Trump und die Enthüllung früherer Verbindungen ins Weiße Haus weisen auf einen anderen Kurs hin.

Musk rückt nicht wie erhofft aus dem Rampenlicht, sondern zieht neue Kritik auf sich. Statt sich um Tesla und seine anderen Firmen zu kümmern, steht er nun im Fokus politischer Auseinandersetzungen. Eine Folge davon ist ein angedrohter Boykott durch seinen wichtigsten Kunden – die US-Regierung unter Donald Trump.

Die Tesla-Aktie verlor am Donnerstag 14 Prozent, nachdem Musk Trump auf der Plattform X verbal attackierte. Am Freitag gab es leichte Erholung, da sich die Situation etwas entspannte. Für Investoren bleibt die Lage dennoch problematisch. Sie fordern seit Monaten, dass Musk sich von sozialen Medien fernhält und sich endlich wieder der Unternehmensführung widmet.

Strukturprobleme statt Einzelkonflikte

Einige Analysten betonen, dass Musks Unternehmen nicht nur wegen des Streits mit Trump schwächeln. Besonders Tesla steht vor fundamentalen Herausforderungen. Die erfahrene Tech-Journalistin Kara Swisher kritisierte Tesla am Rande des San Francisco Media Summit deutlich.

„Tesla ist am Ende“, erklärte sie. „Es war ein großartiger Autobauer. Im Bereich autonomer Taxis könnten sie mitmischen – aber sie sind massiv im Rückstand.“

Tesla versucht seit Langem, mit Waymo Schritt zu halten. Waymo gehört zu Alphabet, dem Mutterkonzern von Google, und betreibt seit Jahren fahrerlose Taxis in San Francisco und anderen Städten.

Diesen Monat will Musk in Austin, Texas, eine Flotte autonomer Robo-Taxis vorstellen. Er verkündete auf X, dass Tesla das Modell Y ohne Fahrer testet.

Der Analyst Dan Ives von Wedbush Securities erklärte, der Marktanteil Teslas hänge stark von Autonomie und Robotik ab. Er bezeichnete die Einführung in Austin als „entscheidenden Wendepunkt“. Doch Ives betonte auch: „Die autonome Strategie muss jetzt stark starten.“

Da Musk allerdings abgelenkt wirkt, sinken die Erfolgschancen. Und es steht eine weitere Frage im Raum: Will Musk überhaupt noch?

Zunehmende Zweifel an Musks Motivation

In Silicon Valley zweifeln viele inzwischen daran, ob Musk seine Unternehmen wirklich wieder auf Kurs bringen will. Ross Gerber, CEO von Gerber Kawasaki Wealth and Investment Management, sagte: „Er war früher fokussiert. Er wollte der Welt zeigen, dass er Elektroautos bauen kann – Technologien, die sonst keiner beherrschte. Auch mit seinen Raketen hatte er viel zu beweisen.“

Gerber investierte lange in Tesla, zieht sich nun aber zurück – insbesondere seit Musk sich politisch auf der rechten Seite positioniert. Den Kursverlust am Donnerstag nannte er einen „extrem schmerzhaften Tag“.

Gerber kritisierte Musks Verhalten auf X: „Es ist völlig unsinnig zu glauben, man sei mächtiger als der Präsident der Vereinigten Staaten.“

Doch Tesla hat noch andere Gegner: Seit Trumps Amtsantritt protestieren Gegner von Musk jedes Wochenende im Rahmen der Kampagne #TeslaTakedown.

Im ersten Quartal sank Teslas Absatz um 20 Prozent, der Gewinn brach um über 70 Prozent ein – die Aktie folgte.

Linda Koistinen demonstrierte im Februar vor einem Tesla-Standort in Berkeley. Sie sagte: „Er soll nicht unser demokratisches System zerschlagen. Das ist inakzeptabel.“

Die bekannte Desinformationsforscherin Joan Donovan, Mitorganisatorin der #TeslaTakedown-Proteste, sagte: „Es geht nicht um Technologie oder Tesla als Firma. Es geht um die Art, wie Musks Aktienmacht gegen die Gesellschaft eingesetzt wurde. Er hat enorm viel Macht – völlig ohne Kontrolle.“

Auch Musks Plattform X (früher Twitter) sorgt für Kritik. Donovan sagte: „Er kaufte X, um Einfluss zu haben – um mit einem Klick Millionen Menschen zu erreichen.“

Eine mögliche Kehrtwende für Musks Image?

Doch es gibt auch Stimmen, die glauben, dass der Bruch mit Trump Musk wieder Sympathien bringen könnte – bei jenen, die sich zuvor wegen seiner Nähe zu Trump von ihm abgewandt hatten.

Patrick Moorhead, Chefanalyst bei Moor Insights & Strategy, sieht Chancen: „Amerika vergibt schnell“, sagte er telefonisch. Zwar brauche es Zeit, aber unmöglich sei es nicht.

Swisher verglich Musk mit Microsoft-Mitgründer Bill Gates. Dieser galt früher als „Darth Vader des Silicon Valley“ – arrogant und unnahbar. Heute habe Gates sein Image weitgehend verbessert.

Swisher sagte: „Gates hat dazugelernt. Er ist gereift. Menschen können sich verändern.“ Musk sei zwar „offensichtlich schwierig“, aber nicht hoffnungslos.

Trumps Zorn – Gefahr für Musks Raumfahrt?

Doch Musks Zukunft hängt nicht nur von seinem Verhalten ab – sondern auch von Trump.

Trump brauchte Musk früher – unter anderem für Wahlkampfspenden. Inzwischen hat Trump jedoch mit Kryptowährungen neue Einnahmequellen erschlossen. Noah Smith, Autor des Newsletters „Noahpinion“, sagte: „Ich glaube, Trump wollte sich von Musk unabhängig machen.“

Am deutlichsten zeigte sich das in Trumps Drohung, Musks Regierungsaufträge zu beenden – im Wert von 38 Milliarden Dollar.

Ein Großteil davon fließt an Musks Raumfahrtfirma SpaceX. Trump scheint also SpaceX direkt zu gefährden.

Doch trotz der Rhetorik könnte diese Drohung schwer umzusetzen sein. Denn SpaceX transportiert Menschen und Güter zur Internationalen Raumstation, auf der aktuell drei NASA-Astronauten arbeiten.

Das zeigt, wie tief SpaceX im Raumfahrt- und Sicherheitsapparat der USA verankert ist. Ein schneller Ersatz wäre kaum möglich.

Ähnlich schwer ersetzbar ist auch Musks Satelliten-Internetfirma Starlink.

Doch wie Trump nur begrenzte Macht hat, trifft das auch auf Musk zu.

Mitten im Streit drohte Musk, das Raumfahrtprogramm Dragon einzustellen. Kurz darauf ruderte er zurück. Als ein Nutzer auf X ihn bat, sich zu beruhigen, antwortete Musk: „Guter Ratschlag. Wir stellen Dragon nicht ein.“

Klar ist: Die Freundschaft zwischen Musk und Trump ist beendet. Weniger klar ist, ob sie auch wirtschaftlich voneinander lassen können.

Wie es mit Musks Unternehmen weitergeht, hängt auch künftig stark vom Verhalten Trumps und seiner Regierung ab.

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