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Neue Gonorrhöe-Pille gilt als Durchbruch im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen

by Richard Parks
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Wissenschaftler feiern eine neue orale Behandlung gegen Gonorrhöe – die erste seit über 30 Jahren. Sie könnte helfen, die weltweit zunehmende Antibiotikaresistenz einzudämmen.

Gonorrhöe ist eine häufige sexuell übertragbare Infektion, die unbehandelt schwere Folgen haben kann. Besonders für Frauen ist das Risiko hoch: Sie können Unfruchtbarkeit oder Eileiterschwangerschaften erleiden.

Gepotidacin überzeugt in internationaler Studie

Das untersuchte Medikament Gepotidacin wird bisher zur Behandlung von Harnwegsinfektionen eingesetzt. Nun zeigt eine neue Studie, dass es auch gegen Gonorrhöe wirksam ist.

In einer randomisierten Phase-3-Studie wurde Gepotidacin mit der aktuellen Standardtherapie verglichen – einer Ceftriaxon-Injektion plus der Tablette Azithromycin.

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht und auf dem ESCMID-Kongress in Wien vorgestellt.

Die Studie umfasste 622 Patientinnen und Patienten aus Großbritannien, den USA, Australien, Deutschland, Mexiko und Spanien. Geleitet wurde sie von Forschungsteams aus den USA und dem Vereinigten Königreich.

Gepotidacin wurde oral verabreicht – ein klarer Vorteil gegenüber der injizierten Standardtherapie. Beide Behandlungsformen zeigten keine schweren Nebenwirkungen.

Besonders wichtig: Das neue Mittel war auch bei resistenten Gonorrhöe-Stämmen wirksam – also bei Infektionen, die auf herkömmliche Antibiotika kaum noch reagieren.

Die Forscher beschrieben die Wirksamkeit als nicht unterlegen zur bisherigen Therapie. Die Tablettenform könnte zudem den Zugang zur Behandlung erleichtern und Ressourcen im Gesundheitswesen sparen.

Reaktion auf die wachsende Resistenz

Die Notwendigkeit neuer Therapien ist groß. Antibiotikaresistente Gonorrhöe hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

2023 wurden in England 85.000 Infektionen gemeldet – der höchste Stand seit 1918. Viele dieser Fälle waren resistent gegen Ceftriaxon, das bisher als Mittel der ersten Wahl galt.

Gesundheitsbehörden warnen bereits davor, dass Gonorrhöe in Zukunft unbehandelbar werden könnte.

Betroffen sind vor allem junge Menschen in ihren Zwanzigern. Viele infizierten sich im Ausland, einige jedoch auch ohne Reisegeschichte.

Die Studienautoren betonten, dass ihre Untersuchung vor allem weiße Männer und urogenitale Infektionen betrachtete.

Deshalb sei weitere Forschung nötig – insbesondere zu Rektal- und Racheninfektionen, sowie zur Wirksamkeit bei Frauen, Kindern und Menschen unterschiedlicher Herkunft.

Teil eines größeren Problems: Antibiotikaresistenz

Die Einführung von Gepotidacin ist Teil des globalen Kampfes gegen antimikrobielle Resistenzen (AMR).

AMR gilt als zunehmende Bedrohung für die Weltgesundheit. Resistente Infektionen fordern jährlich Millionen Menschenleben.

Laut Schätzungen starben im Jahr 2019 weltweit über 1,2 Millionen Menschen direkt an antibiotikaresistenten Infektionen – Tendenz steigend.

Aktuell sterben täglich rund 3.500 Menschen an Infektionen, gegen die keine wirksamen Medikamente mehr existieren.

Forschende betonen: Neue Antibiotika wie Gepotidacin sind essenziell, um diesen Trend zu stoppen.

Das Medikament könnte künftig eine zentrale Rolle im Kampf gegen resistente Gonorrhöe spielen – und ein echter Gamechanger in der Infektionsmedizin werden.

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