Eine vielversprechende neue Therapie mit plättchenreichem Plasma (PRP) bietet Hoffnung für Menschen, die ihren Geruchssinn durch Covid oder andere virale Infektionen verloren haben. Die innovative Methode könnte auch Jahre nach dem Verlust des Geruchssinns wirksam sein.
Erste Patientin testet revolutionäre PRP-Therapie
Chrissi Kelly ist die erste Person in Großbritannien, die die PRP-Behandlung erhält. Bei dieser Methode wird Blut entnommen, durch eine Zentrifuge aufbereitet und das plättchenreiche Plasma injiziert, um die Regeneration der Nerven zu fördern – insbesondere des Riechnervs.
„Es ist unglaublich, dass es endlich eine Behandlung gibt“, sagte Kelly. „Jahrelang gab es keine Optionen. Jetzt die Erste zu sein, die dies ausprobiert, ist aufregend.“
Kelly verlor ihren Geruchssinn 2012 nach einer Nebenhöhlenentzündung. Sie beschreibt den Verlust als „eine Art Trauerprozess“. Mit der Zeit entwickelte sie Phantosmie (Geruchshalluzinationen) und Parosmie (verzerrte Gerüche). Ihre einzige Möglichkeit war damals ein Geruchstraining mit bekannten Düften wie Kaffee oder Lavendel.
2015 gründete sie die Wohltätigkeitsorganisation AbScent, um anderen Betroffenen zu helfen. Während der Covid-Pandemie stieg die Mitgliederzahl der Organisation drastisch, da Millionen weltweit ihren Geruchssinn verloren. Doch finanzielle Probleme zwangen Kelly, die Organisation 2022 zu schließen.
Wissenschaftlicher Durchbruch durch PRP-Injektionen
Die Forschung machte während der Pandemie große Fortschritte. Prof. Zara Patel von der Stanford University untersuchte die Verwendung von PRP-Injektionen zur Regeneration des Riechnervs – der einzige Hirnnerv, der sich selbst regenerieren kann.
Patels Studien zeigten, dass PRP im Vergleich zu einem Placebo signifikante Verbesserungen brachte. Einige Patienten bemerkten schon nach drei Monaten Fortschritte. Besonders bemerkenswert war der Fall eines Mannes, der 45 Jahre nach dem Verlust seines Geruchssinns diesen zurückerlangte.
Diese Ergebnisse überzeugten auch Prof. Claire Hopkins, eine führende britische Rhinologin am Guy’s Hospital in London. Hopkins, die früh den Zusammenhang zwischen Covid und Geruchsverlust identifizierte, hatte zuvor alternative Behandlungen wie Steroide untersucht, war jedoch skeptisch gegenüber neuen Ansätzen.
„Viele Patienten versuchen verzweifelt alles, sogar unwirksame Hausmittel wie das Verbrennen von Orangen“, erklärte Hopkins. „Doch die Beweise für PRP sind solide. Es ist minimal-invasiv, risikoarm und wird bereits in anderen Bereichen im NHS eingesetzt.“
Hopkins plant, die PRP-Therapie über das NHS-System zugänglich zu machen. Da die Methode mit vorhandenen Geräten wie Zentrifugen arbeitet und das Blut der Patienten verwendet, könnten regulatorische Hürden gering bleiben.
Erste Fortschritte und Hoffnungsschimmer
Kelly wird in den kommenden Monaten zwei weitere PRP-Injektionen erhalten. Während sie vorsichtig bleibt, hat sie erste Anzeichen von Fortschritt festgestellt.
„Nach Jahren des Geruchstrainings bin ich sehr feinfühlig für jede Veränderung“, erklärte sie. „Ich kann Zwiebeln zwar immer noch nicht riechen, aber Kaffee riecht wieder wunderbar. Auch einige Gerüche in der Umgebung nehme ich wieder intensiver wahr.“
Ein Moment weckte besondere Zuversicht: „Ich ging aus dem Haus und dachte: ‘Das riecht nach Winterjasmin.’ Noch bevor ich mich umdrehte, wusste ich: Das ist es. Und es stimmte.“
Wenn die PRP-Therapie erfolgreich ist, könnte sie Tausenden mit Anosmie oder Parosmie helfen, nicht nur ihren Geruchssinn, sondern auch einen wichtigen Teil ihres Lebens zurückzugewinnen.