Emmanuel Macron nannte eine mögliche Aussetzung der EU-Zusammenarbeit mit Israel „eine offene Frage“.
Er kritisierte die Lage im Gazastreifen als „beschämend“ in einem Interview mit TF1 am Dienstag.
„Wir dürfen nicht einfach wegsehen“, betonte er. „Wir müssen politischen Druck ausüben.“
Macron reagierte damit auf einen niederländischen Vorstoß zur Neubewertung der EU-Israel-Beziehungen.
Der niederländische Außenminister Caspar Veldkamp kritisierte die anhaltende Blockade des Gazastreifens durch Israel.
Er übergab den Vorschlag an EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas.
Veldkamp erklärte, die Blockade verstoße gegen das humanitäre Völkerrecht und Artikel 2 des EU-Assoziierungsabkommens.
Dieser Artikel fordert Menschenrechte als unverzichtbare Grundlage für die Partnerschaft.
Zustimmung für Überprüfung der Beziehungen wächst
Belgien, Frankreich, Schweden, Portugal und Finnland unterstützen den niederländischen Vorschlag.
Sie schlossen sich den Niederlanden vor einem entscheidenden EU-Treffen am kommenden Dienstag in Brüssel an.
Irland und Spanien hatten bereits vor über einem Jahr ähnliche Forderungen gestellt – ohne Erfolg.
Nun befürworten acht Länder offen eine Neubewertung des Abkommens mit Israel.
Diese Entwicklung zeigt einen deutlichen Meinungsumschwung innerhalb der EU.
Israel bleibt wirtschaftlich eng mit der EU verbunden, was die Debatte zusätzlich erschwert.
Für formale Schritte ist jedoch Einstimmigkeit aller 27 Mitgliedstaaten erforderlich.
Mehrere NGOs fordern die EU-Kommission auf, Israel direkt auf die Einhaltung von Artikel 2 zu überprüfen.
Sie verlangen konkrete Handlungsempfehlungen für den Europäischen Rat.
Streit um Hilfslieferungen vertieft Gräben
Israels Blockade verhindert seit Wochen den Zugang zu Hilfsgütern im Gazastreifen.
Die Regierung begründet die Maßnahmen mit Druck auf die Hamas.
Israel plant, Lieferungen künftig über private Anbieter abzuwickeln und UN-Organisationen auszuschließen.
Die Vereinten Nationen verurteilten das Vorgehen scharf als gezielte „Instrumentalisierung von Hilfe“.
Veldkamp bezeichnete das Vorhaben als klaren Bruch mit humanitären Grundsätzen.
Deutschland unterstützt das neue System, das Israel gemeinsam mit den USA vorschlägt.
Außenminister Johann Wadephul erklärte, Lieferungen würden weiterhin „humanitäre Standards“ erfüllen.
Am 20. Mai besprechen die EU-Außenminister den niederländischen Vorstoß offiziell.
Kaja Kallas kündigte an, auch zusätzliche Maßnahmen in Betracht zu ziehen.
Die EU-Kommission betonte erneut: Ohne Zustimmung aller Mitglieder kann keine Änderung erfolgen.