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Greenpeace deckt Diskrepanz zwischen Plastikproduktion und Recycling auf

by Jonas Bärtschi
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Eine Greenpeace-Analyse hat gezeigt, dass fünf der weltweit größten Öl- und Chemiekonzerne—ExxonMobil, Dow, Shell, TotalEnergies und ChevronPhillips—deutlich mehr Plastik produzieren, als sie recyceln. Diese Unternehmen sind Mitglieder der „Alliance to End Plastic Waste“ (AEPW), einer Initiative zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung. Die Enthüllung, dass ihre Plastikproduktion die Recyclingbemühungen um das 1.000-Fache übersteigt, hat scharfe Kritik ausgelöst.

Enorme Diskrepanz: Ziele verfehlt

Die AEPW hatte sich 2019 verpflichtet, bis 2023 15 Millionen Tonnen Plastikabfälle umzuleiten. Greenpeace fand jedoch heraus, dass die Allianz in dieser Zeit lediglich 118.500 Tonnen Plastik umleitete. Im gleichen Zeitraum produzierten die fünf Konzerne zusammen 132 Millionen Tonnen Plastik.

Die Analyse fokussiert sich auf Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP), zwei häufig verwendete Kunststoffe. Verpackungen, Tüten und Flaschen bestehen größtenteils aus diesen Materialien. Greenpeace bezeichnete das Ziel der AEPW als „unrealistisch“ und kritisierte, dass die Organisation ihre Verpflichtungen stillschweigend aufgegeben habe.

Greenwashing-Vorwürfe gegen die AEPW

Greenpeace wirft der AEPW vor, ein reines Greenwashing-Projekt zu sein. Will McCallum von Greenpeace UK erklärte:
„Die Maßnahmen der AEPW sind ineffektiv. Es ist, als würde man Wasser mit einem Teelöffel schöpfen, während der Wasserhahn weiterläuft.“

Die Kritik zielt darauf ab, dass die Allianz sich auf Recycling und Abfallbewirtschaftung konzentriert, anstatt die Plastikproduktion an der Quelle zu reduzieren. Umweltaktivist Bill McKibben beschuldigte die Branche, die Öffentlichkeit mit falschen Versprechen zu täuschen, während die Produktion weiter ansteigt.

AEPW verteidigt ihre Bemühungen

Ein Sprecher der AEPW wies die Vorwürfe zurück und betonte, dass die Allianz an innovativen Lösungen arbeite, um Plastikabfälle zu reduzieren. Gleichzeitig tritt die AEPW jedoch für eine Lockerung von Produktionsobergrenzen ein, was bei Verhandlungen über ein globales Plastikabkommen zu Kontroversen führte. Regierungen wie das Vereinigte Königreich unterstützen die Einführung solcher Obergrenzen, um die Plastikverschmutzung langfristig zu bekämpfen.

Die Notwendigkeit, die Plastikproduktion zu reduzieren

Experten wie Professor Steve Fletcher von der University of Portsmouth betonen, dass die Reduktion von „Jungplastik“ entscheidend sei, um die Krise zu bewältigen. Ohne eine Begrenzung der Plastikproduktion werde selbst die effektivste Recyclingstrategie nicht ausreichen.

Zwischen 2000 und 2019 hat sich die weltweite Plastikproduktion verdoppelt und erreichte 460 Millionen Tonnen, von denen nur 9 % recycelt wurden. Trotz Initiativen wie der AEPW bleibt die Überproduktion das zentrale Problem.

Globale Verhandlungen über Plastikbeschränkungen

Die Verhandlungen über ein globales Plastikabkommen stehen kurz vor ihrem Abschluss. Es bleibt unklar, ob Produktionsobergrenzen in den finalen Vertrag aufgenommen werden. Während die AEPW argumentiert, dass Recycling ausreichend sei, fordern viele Regierungen und Umweltorganisationen eine drastische Reduzierung der Plastikproduktion.

Die Ergebnisse dieser Verhandlungen werden die Zukunft der Plastikbewirtschaftung weltweit prägen. Die Frage bleibt, ob die Industrie bereit ist, ihre Produktion zu verringern, oder weiterhin auf Abfallmanagement setzt.


Ihre Meinung ist gefragt: Sollte der Fokus auf der Reduzierung der Plastikproduktion oder auf besseren Recyclinglösungen liegen? Diskutieren Sie mit und teilen Sie Ihre Gedanken in den Kommentaren!


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