Genanalyse-Unternehmen kämpft mit finanziellen Problemen
Das DNA-Testunternehmen 23andMe hat bekanntgegeben, dass es für 256 Millionen Dollar (rund 192 Millionen Pfund) von Regeneron Pharmaceuticals übernommen wird.
Diese Nachricht folgt nur zwei Monate nach dem Insolvenzantrag von 23andMe in den USA.
Regeneron erklärte, dass es die Datenschutzrichtlinien von 23andMe einhalten werde.
Das Unternehmen betonte, über umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Nutzerdaten zu verfügen.
Im vergangenen Monat willigte 23andMe ein, einen Ombudsmann zur Überwachung des Datenschutzes einzusetzen.
Mehrere Generalstaatsanwälte hatten zuvor gefordert, die sensiblen Informationen der Nutzer besser zu schützen.
Sie äußerten Bedenken, dass skrupellose Käufer die genetischen Daten gegen Verbraucher verwenden könnten.
Umstrukturierung: Tochterfirma wird aufgelöst
Regeneron wird laut Unternehmensangaben nahezu alle Vermögenswerte von 23andMe übernehmen.
Die Tochterfirma Lemonaid Health soll im Rahmen der Übernahme geschlossen werden.
23andMe wird als eigenständige Tochtergesellschaft unter dem Dach von Regeneron weitergeführt.
Regeneron plant, die genetischen Daten von 23andMe zur Entwicklung neuer Arzneimittel einzusetzen.
Mark Jensen, Vorsitzender des Verwaltungsrats von 23andMe, erklärte, der Deal sichere den Fortbestand der Unternehmensmission.
Zudem würden zentrale Aspekte wie Datenschutz, Entscheidungsfreiheit und Zustimmung der Kunden gewahrt bleiben.
Die Übernahme erfolgte im Rahmen eines Auktionsverfahrens während des laufenden Insolvenzverfahrens.
Weitere Stellungnahmen verweigerte das Unternehmen gegenüber der Presse.
Kritik an neuen Unternehmenszielen
Dr. Jennifer King vom Stanford Institute for Human-Centered Artificial Intelligence äußerte Zweifel am neuen Kurs.
Sie erklärte, 23andMe habe sich stets als gemeinnütziger Dienstleister präsentiert und das kommerzielle Interesse verschleiert.
Mit der Übernahme durch ein Pharmaunternehmen sei die Gewinnerzielungsabsicht nun deutlich erkennbar.
King führte Interviews mit zahlreichen Nutzern und glaubt, dass die Zielsetzung nun offener kommuniziert werde.
Vom gefeierten Startup zum Problemfall
23andMe wurde 2006 von Anne Wojcicki mitgegründet, die bis März als CEO fungierte.
Prominente wie Oprah Winfrey, Eva Longoria und Snoop Dogg unterstützten das Unternehmen öffentlich.
2021 ging 23andMe an die Börse und erreichte einen Unternehmenswert von über sechs Milliarden Dollar.
Doch der Erfolg blieb aus – das Unternehmen schrieb nie schwarze Zahlen.
Die Nachfrage nach DNA-Tests ließ nach, das Abo-Modell fand kaum Anklang.
Auch die angestrebte Nutzung der Datensammlung zur Medikamentenentwicklung blieb erfolglos.
Ein schwerwiegender Datenschutzvorfall 2023 führte zur Veröffentlichung genetischer Informationen von Millionen Nutzern.
Hacker gelangten über alte Passwörter an Geburtsdaten, geografische Angaben und Stammbauminformationen.
Das Unternehmen betonte, dass keine DNA-Daten entwendet worden seien.
23andMe einigte sich auf einen Vergleich in einer Klage, die mangelnden Datenschutz bei rund sieben Millionen Kunden vorwarf.
Kurz danach wurden 200 Stellen gestrichen – rund 40 Prozent der Belegschaft.
Wojcicki wollte das Unternehmen privat weiterführen, lehnte jedoch lange eine externe Übernahme ab.
Datenschutz bleibt auch nach Verkauf umstritten
Nach dem Insolvenzantrag im März rieten mehrere US-Bundesstaaten den Kunden, ihre Daten aus dem System löschen zu lassen.
23andMe betonte, man werde sich weiterhin an die eigenen Datenschutzrichtlinien halten.
Jeder Käufer müsse sich an die geltenden Gesetze zur Datenverarbeitung halten.
Allerdings enthielt die Datenschutzrichtlinie auch eine Klausel, die eine Weitergabe, den Verkauf oder Transfer persönlicher Daten im Falle einer Insolvenz, Fusion oder Übernahme erlaubte.
Nach dem Druck durch mehrere Bundesstaaten stimmte 23andMe der Überwachung durch ein Gericht zu.
Die Behörden warfen dem Unternehmen zuvor vor, den Schutz genetischer Daten nicht ernst genug zu nehmen.