Die Alternative für Deutschland (AfD) hat mit einer Einzelspende von 1,5 Millionen Euro die größte finanzielle Zuwendung ihrer Geschichte erhalten. Die Spende entfacht erneut Diskussionen über Transparenz und Regeln der Parteienfinanzierung in Deutschland.
Wer steckt hinter der Rekordspende?
Die Spende stammt von Winfried Stöcker, einem Multimillionär und Mediziner. Stöcker geriet 2021 in die Schlagzeilen, als er eine nicht genehmigte COVID-19-Impfkampagne mit einem selbst entwickelten Impfstoff organisierte und dafür rechtliche Konsequenzen tragen musste.
Die Höhe dieser Spende übertrifft den bisherigen Rekord der AfD bei Weitem. Zuvor lag die größte Einzelspende an die Partei bei lediglich 35.000 Euro. Das Timing ist ebenfalls auffällig, da die Spende kurz vor den bevorstehenden Wahlen am 23. Februar bekannt wurde.
In Deutschland gibt es keine Obergrenzen für Parteispenden von Privatpersonen oder Unternehmen. Diese fehlende Begrenzung steht im Kontrast zu vielen EU-Ländern, in denen Spendenlimits etabliert sind.
So finanzieren sich deutsche Parteien
Die Finanzierung deutscher Parteien basiert auf vier Haupteinnahmequellen: staatliche Zuschüsse, Mitgliedsbeiträge, Abgaben von Mandatsträgern und private Spenden.
Staatliche Zuschüsse stellen die wichtigste Einnahmequelle dar und machen etwa ein Drittel der Parteifinanzen aus. Die Höhe der staatlichen Mittel wird anhand der Wahlergebnisse und Mitgliedsbeiträge einer Partei berechnet. Große, etablierte Parteien wie CDU und SPD profitieren von diesem System deutlich mehr als kleinere Parteien.
Mitgliedsbeiträge sind die zweitwichtigste Einnahmequelle. Private und unternehmerische Spenden machen einen geringeren Anteil aus, können aber im Einzelfall großen Einfluss haben.
Laut Gesetz müssen Spenden über 35.000 Euro öffentlich gemacht werden. Beträge zwischen 10.000 und 35.000 Euro erscheinen in den Jahresberichten der Parteien, die allerdings erst zwei Jahre nach Veröffentlichung zugänglich sind.
Kritik an Schlupflöchern und Transparenzmängeln
Trotz der bestehenden Regeln gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Transparenz zu umgehen. Vereine (Vereine) können Spenden sammeln und diese an Parteien weitergeben, ohne dass diese Zuwendungen direkt gemeldet werden müssen.
Die AfD geriet in der Vergangenheit wegen einer 6-Millionen-Euro-Werbekampagne in Kritik, die über eine Schweizer Briefkastenfirma finanziert wurde. Auch andere Parteien wie die CDU sind wegen intransparenter Spendenpraktiken in die Schlagzeilen geraten. Beispielsweise wurden Spenden auf Beträge unter 10.000 Euro aufgeteilt, um die Meldepflicht zu umgehen.
Forderungen nach strengeren Regeln
Lobbygruppen und Experten fordern seit Langem strengere Regelungen für Parteispenden, darunter eine Spendenobergrenze und eine frühzeitige Veröffentlichungspflicht auch für kleinere Beträge.
Aurel Eschmann von der NGO Lobby Control bezeichnete die Spende an die AfD als bedenklich. „Eine Spende dieser Größenordnung zeigt, wie wohlhabende Einzelpersonen die politische Landschaft beeinflussen können,“ sagte er.
Eschmann forderte eine gesetzliche Obergrenze für Parteispenden, um den demokratischen Prozess zu schützen und die politische Chancengleichheit zu wahren.