Ein politisches Erdbeben für die Union: In der aktuellen Sonntagsumfrage des INSA-Instituts für die Bild-Zeitung fällt die CDU/CSU auf 24 Prozent und liegt damit erstmals gleichauf mit der AfD. Ein historischer Tiefstand für die Union, die bei der Bundestagswahl am 23. Februar noch 28,5 Prozent der Stimmen erhalten hatte.
Dramatischer Vertrauensverlust
Seit der Wahl hat die Union unter Friedrich Merz, dem wahrscheinlichen nächsten Bundeskanzler, 4,5 Prozentpunkte verloren – allein zwei Punkte in den letzten Wochen während der laufenden Koalitionsverhandlungen. INSA-Chef Hermann Binkert sprach von einem beispiellosen Vertrauensverlust in der Phase zwischen Wahl und Regierungsbildung.
Die AfD legt um einen Punkt auf 24 Prozent zu – ihr bestes Ergebnis in einer INSA-Umfrage. Die SPD verharrt bei 16 Prozent, was für eine Regierungsmehrheit bei Weitem nicht ausreicht. Grüne und Linke liegen jeweils bei 11 Prozent – beide deutlich unter der Relevanzgrenze für eine tragfähige Koalition. Kleinere Parteien bleiben unter der Fünf-Prozent-Hürde.
Die Umfrage basiert auf 1.206 Befragten zwischen dem 31. März und 4. April, bei einer maximalen Fehlertoleranz von 2,9 Prozentpunkten.
Bundestagssitzung abgesagt – Kritik aus der Opposition
Inmitten dieser politischen Unsicherheit wurde die ursprünglich für nächste Woche geplante Sitzung des neuen Bundestags überraschend abgesagt – auf Antrag der CDU/CSU und SPD. Die Opposition reagierte empört: Die AfD, die Grünen und die Linke kritisierten die Entscheidung scharf.
Die AfD wertet die Absage als Zeichen der Angst der Union vor inhaltlicher Auseinandersetzung. AfD-Parlamentsgeschäftsführer Bernd Baumann kündigte an, im Bundestag alle Wahlversprechen der CDU/CSU zur Abstimmung zu bringen – man wolle die Union mit deren eigenen Forderungen konfrontieren.
Die Grünen sprachen von einem „Hänge-Spiel in kritischen Zeiten“, die Linke nannte den Schritt einen „Affront“. Es gebe genug dringende Themen – etwa die Handelspolitik von Donald Trump –, die eine öffentliche Debatte erforderten.
Neue Kräfteverhältnisse im Parlament
Der neue Bundestag trat am 25. März erstmals zusammen. Zuvor hatte der alte Bundestag mit Zweidrittelmehrheit milliardenschwere Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung beschlossen – mit Zustimmung von CDU/CSU, SPD und Grünen. In der neuen Konstellation fehlt diesen Parteien jedoch die notwendige Mehrheit für vergleichbare Beschlüsse.
Angesichts der sinkenden Umfragewerte, der fragilen Mehrheitsverhältnisse und einer erstarkten Opposition steht die Union unter wachsendem Druck – sowohl bei den Wählern als auch im Parlament.