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Spotify kämpft gegen gefälschte Podcasts mit Medikamentenwerbung

by Michael Blaser
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Drogenangebote tarnen sich als harmlose Podcasts

Wer auf Spotify nach „Adderall“ sucht, findet Sendungen über ADHS, Suchtbewältigung oder Comedy-Formate mit Medikamententhemen. Dazwischen tauchen viele Seiten auf, die lediglich vortäuschen, Podcasts zu sein, jedoch in Wahrheit auf gefährliche, illegale Online-Apotheken verlinken.

Die Titel solcher Seiten lassen kaum Zweifel an ihrer Absicht. Podcasts mit Namen wie „My Adderall Store“ enthalten Links zu Webseiten, die angeblich Adderall sowie starke Schmerzmittel wie Oxycodon oder Vicodin verkaufen. Solche Inhalte landeten unter den ersten fünfzig Suchergebnissen.

Ermittler entdeckten zahlreiche dieser gefälschten Podcasts auf Spotify, die Medikamente wie Methadon oder Ambien bewerben – teilweise sogar ohne Rezept, was in den USA verboten ist.

Spotify reagiert nach Hinweisen auf Verstöße

Nachdem ein Medium Spotify eine Liste mit 26 aktiven Podcasts vorlegte, begann die Plattform sofort mit deren Entfernung. Ein Sprecher bestätigte, dass die Inhalte gegen die eigenen Regeln verstoßen, die Spam und illegale Angebote verbieten. Doch schon am nächsten Morgen erschienen erneut ähnliche Podcasts auf der Plattform.

Ein Spotify-Sprecher erklärte, man arbeite fortlaufend daran, schädliche Inhalte zu erkennen und zu entfernen. Diese Aktionen folgen auf wachsenden Druck von Eltern, die Plattformen auffordern, gegen Medikamentenverkäufe vorzugehen, die bereits zu tödlichen Überdosen bei Jugendlichen führten.

Gleichzeitig werfen diese Enthüllungen Zweifel an Spotifys Moderationsfähigkeiten auf. KI-Werkzeuge machen es heute besonders einfach, große Mengen an Fake-Inhalten zu erstellen.

Öffentlicher Druck auf Spotifys Führung wächst

Tech-Bloggerin Lauren Balik forderte CEO Daniel Ek öffentlich auf, das Problem anzugehen. Noch am selben Tag veröffentlichte ein Medium einen Bericht, in dem hunderte gefälschte Podcasts aufgedeckt wurden – viele davon entfernte Spotify anschließend.

US-Behörden warnen seit Jahren davor, Medikamente bei nicht lizenzierten Online-Apotheken zu bestellen. Solche Käufe sind nicht nur illegal, sondern können auch tödliche Folgen haben.

Ein prominenter Fall: Google zahlte 2011 eine Strafe von 500 Millionen Dollar, weil es kanadische Apotheken für US-Kunden bewarb. Seither unternahm das Unternehmen Schritte gegen solche Anzeigen. 2018 forderte die FDA Tech-Riesen wie Facebook, Reddit und Twitter auf, stärker gegen illegale Opioidverkäufe vorzugehen.

Plattformen bleiben meist straffrei

Trotz dieser Maßnahmen bleiben Online-Plattformen meist ohne Konsequenzen. Katie Paul von der Tech Transparency Project erklärt, dass Bundesgesetze sie oft vor rechtlicher Verantwortung schützen.

„Es gibt keine verbindlichen Vorschriften“, sagt sie und verweist auf eine regulatorische Lücke in der Branche.

Trotz detaillierter Hinweise fand das berichtende Medium weiterhin viele betrügerische Podcast-Seiten auf Spotify. Einige davon waren bereits seit Monaten online.

Gefährliche Werbung in Audioform

Ein Beispiel: Der Podcast „Xtrapharma.com“ veröffentlichte acht jeweils zehn Sekunden lange Episoden. In diesen warb eine computergenerierte Stimme für Medikamente wie Xanax, Oxycontin und Hydrocodon – angeblich mit „FDA-zugelieferter Lieferung ohne Rezept“.

Die Beschreibung versprach einfache und diskrete Lieferung nach Hause – mit einem Fokus auf psychische Gesundheit. Ein weiterer Podcast mit dem Titel „Order Xanax 2 mg Online Big Deal On Christmas Season“ bot eine 26-sekündige Episode, die Xanax bewarb und auf eine zweifelhafte Online-Apotheke verlinkte.

Synthetische Stimmen und Duplikate sind weit verbreitet

Dank Text-zu-Sprache-Software entstehen solche Inhalte heute in Massen. Paul betont, dass Sprachinhalte schwerer zu moderieren sind als Texte.

Ein Podcast namens „John Elizabeth“ zeigte ein Apotheken-Logo und enthielt dutzende Episoden mit computergenerierter Stimme. Die beworbene Webseite entsprach jener von „My Adderall Store“.

„Suchen Sie Ativan mit schneller Lieferung? Dann sind Sie hier richtig“, sagte die Stimme in einer Episode.

Suchbegriffe wie „Adderall“, „Xanax“, „Valium“, „Vyvanse“ oder „Percocet“ lieferten regelmäßig Treffer mit Medikamentenwerbung. Manche Shows boten sogar Rabattcodes an.

Spotify entfernt viele, aber nicht alle Inhalte

Keiner der fragwürdigen Podcasts hatte Nutzerbewertungen, weshalb unklar bleibt, wie viele Menschen sie tatsächlich hörten oder nutzten. Ebenso ließ sich nicht feststellen, ob Bestellungen über die verlinkten Seiten erfolgreich waren.

Interagierte das Medium mit bestimmten Shows – etwa „Adderall 10 mg blue pills“ – entfernte Spotify diese teilweise. Doch über zwei Dutzend blieben weiterhin online, bis gezielt nachgefragt wurde.

Offene Tools fördern Missbrauch

Spotify stellt kostenlose Tools bereit, mit denen jeder Inhalte erstellen und monetarisieren kann. In den offiziellen Richtlinien steht jedoch, dass die Plattform keine Inhalte duldet, die Hass, Sexualität, Illegales oder Spam verbreiten.

Massenveröffentlichungen, die Nutzer auf gefährliche Seiten weiterleiten oder Monetarisierungsregeln verletzen, sind ausdrücklich verboten. Spotify untersagt auch Inhalte, die illegale Waren wie Medikamente bewerben.

Zur Überwachung nutzt die Plattform sowohl KI als auch menschliche Kontrolle. Doch viele Experten halten diese Maßnahmen für unzureichend.

Frühere Kritik am Umgang mit Gesundheitsinhalten

2022 protestierten bekannte Künstler gegen Spotify, weil der Podcast „The Joe Rogan Experience“ Falschinformationen über Impfstoffe verbreitete. Spotify reagierte mit Warnhinweisen bei Covid-Inhalten und versprach, verantwortungsvoller zu agieren.

In der Folge entstand ein Sicherheitsbeirat, der Richtlinien überprüfen soll. Zudem kaufte Spotify das Unternehmen Kinzen, das KI-basierte Audioprüfungen durchführt. Dennoch reichen die Maßnahmen laut Experten nicht aus.

Schutzmaßnahmen müssen verstärkt werden

Sarah Gardner von der Heat Initiative betonte, dass Plattformen mit Nutzerinhalten stets Ziel von Medikamentenverkäufern seien. „Die entscheidende Frage ist, wie Unternehmen darauf reagieren“, sagte sie.

Ihre Warnung zeigt: Spotify und andere müssen stärker eingreifen, um ihre Plattformen vor Missbrauch zu schützen.

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