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Telegram schließt sich Kinderschutz-Initiative an

by Silke Mayr
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Telegram hat nach langem Widerstand eine Kehrtwende vollzogen und sich einer anerkannten Kinderschutz-Initiative angeschlossen. Die umstrittene Messaging-App will künftig mit der Internet Watch Foundation (IWF) zusammenarbeiten, um die Verbreitung von Material über sexuellen Kindesmissbrauch (CSAM) zu stoppen.

Die IWF, von großen Online-Diensten genutzt, hilft bei der Erkennung und Entfernung von CSAM. Telegram hatte sich bisher geweigert, mit der IWF oder ähnlichen Organisationen zusammenzuarbeiten. Vier Monate nach der Verhaftung von Telegram-Gründer Pavel Durov in Paris hat das Unternehmen nun den Kurs geändert.

Die IWF bezeichnete die Entscheidung als „transformativ“, warnte aber, dass dies nur der erste Schritt auf einem „viel längeren Weg“ sei. „Mit der IWF-Mitgliedschaft kann Telegram unsere führenden Werkzeuge nutzen, um sicherzustellen, dass solches Material nicht geteilt wird“, sagte Derek Ray-Hill, Interim-CEO der IWF.

Herausforderungen und Änderungen bei Telegram

Telegram zählt weltweit etwa 950 Millionen Nutzer und positionierte sich bislang als privatsphärefokussierte App. Berichte zeigten jedoch, dass Kriminelle die Plattform nutzten, um Drogen, Cyberkriminalität und zuletzt auch CSAM anzubieten. Ein Experte nannte die App deshalb „das Darknet in der Tasche“.

Im August wurde Pavel Durov, der milliardenschwere Gründer, in Paris festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, nicht mit den Behörden bei der Bekämpfung von Drogenhandel, Missbrauchsinhalten und Betrug kooperiert zu haben. Durov darf Frankreich vorerst nicht verlassen. Telegram hält die Vorwürfe für ungerecht und betont, Durov sei nicht für das Verhalten der Nutzer verantwortlich.

Seitdem hat Telegram Änderungen angekündigt, darunter:

  • IP-Adressen und Telefonnummern von Regelbrechern sollen bei berechtigten Anfragen an die Polizei übermittelt werden.
  • Funktionen wie „Personen in der Nähe“ wurden deaktiviert, da sie von Bots und Betrügern missbraucht wurden.
  • Regelmäßige Transparenzberichte über gelöschte Inhalte sollen veröffentlicht werden, ein bisher abgelehnter Standard.

Durov versprach zudem, die Moderation der Plattform zu verbessern. Die Partnerschaft mit der IWF ist ein weiterer Schritt in diese Richtung. Telegram erklärte, vor der Mitgliedschaft bei der IWF bereits monatlich Hunderttausende Missbrauchsinhalte entfernt zu haben. Die Zusammenarbeit soll die Mechanismen nun weiter stärken.

Obwohl Telegram als vollständig Ende-zu-Ende-verschlüsselt beworben wird, erfolgt die Mehrheit der Kommunikation mit Standardverschlüsselung. Das wirft Fragen zur Sicherheit vor Hackern und Überwachung auf. Telegram bleibt vor allem in Russland, der Ukraine, ehemaligen Sowjetstaaten und dem Iran beliebt. Durov, geboren in Russland und wohnhaft in Dubai, besitzt die Staatsbürgerschaften von Russland, Frankreich, den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie St. Kitts und Nevis.

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