Luxusreise mit politischem Kalkül
Auf dem Rückflug von seiner Golfreise verkündete Präsident Donald Trump: „Das waren großartige vier Tage, historische vier Tage.“ Bei seinen Besuchen in Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten prahlte er: „Es hat noch nie so viele Jobs und so viel Geld gegeben.“
Trump behauptete, er habe Abkommen im Wert von über zwei Billionen Dollar für die USA erzielt. Doch viele Fachleute stellen diese Zahlen infrage.
Die Reise selbst war eine Inszenierung des Überflusses. Kampfjets begleiteten die Präsidentenmaschine, es gab prunkvolle Zeremonien, 21 Salutschüsse, Tesla-Cybertrucks, Kamele, arabische Pferde und traditionelle Schwerttänze. Die Vereinigten Arabischen Emirate verliehen Trump ihren höchsten zivilen Orden – den Orden von Zayed.
Eine Inszenierung wurde gezielt gewählt. Die reichen Golfstaaten präsentierten ihre Macht und signalisierten Bereitschaft, Vermögen zu investieren, um ihre Beziehungen zu den USA zu vertiefen und wirtschaftliche Reformen zu beschleunigen.
Zahlen, die Zweifel säen
Trump, der sich selbst als „Dealmaker-in-Chief“ sieht, reiste mit einem klaren Ziel: milliardenschwere Investitionen zu sichern. Auf den ersten Blick scheint er Erfolg gehabt zu haben.
In Saudi-Arabien bekräftigte Kronprinz Mohammed bin Salman seine Zusage, 600 Milliarden Dollar in gemeinsame Projekte mit den USA zu stecken. Diese sollen Rüstung, künstliche Intelligenz, Gesundheit, Infrastruktur, Forschung und Sicherheit umfassen.
Ein Rüstungsdeal über 142 Milliarden Dollar erhielt besonders viel Aufmerksamkeit. Das Weiße Haus bezeichnete ihn als größten Waffenverkauf der Geschichte.
Doch Beobachter bezweifeln, dass die genannten Summen realistisch sind.
Bereits während Trumps erster Amtszeit zwischen 2017 und 2021 wurden Deals mit Saudi-Arabien im Umfang von 450 Milliarden Dollar angekündigt. Laut Daten des Arab Gulf States Institute wurden zwischen 2017 und 2020 jedoch nur rund 300 Milliarden Dollar umgesetzt.
Tim Callen, ehemaliger IWF-Missionsleiter in Saudi-Arabien, nun Gastforscher am Institut, erklärt: „Der wahre Wert dieser Abkommen wird sich erst zeigen.“
Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit
In Katar kündigte Trump eine wirtschaftliche Zusammenarbeit über mindestens 1,2 Billionen Dollar an. Doch das offizielle Faktenblatt des Weißen Hauses listete nur Vereinbarungen im Wert von 243,5 Milliarden Dollar auf.
Ein bestätigtes Geschäft: Qatar Airways kauft 210 Passagierjets von Boeing für 96 Milliarden Dollar. Laut US-Regierung sollen dadurch jährlich 154.000 Arbeitsplätze entstehen – insgesamt eine Million über die gesamte Laufzeit.
Die Emirate stellten derweil den Bau des größten KI-Campus außerhalb der USA vor. Im Rahmen dessen sollen sie ab kommendem Jahr 500.000 Hochleistungschips von Nvidia erhalten. Das Projekt ist Teil eines Versprechens, in den nächsten zehn Jahren 1,4 Billionen Dollar in den USA zu investieren.
Globale Märkte unter Druck
Die Umsetzung dieser Ankündigungen ist gefährdet – unter anderem durch fallende Ölpreise.
Im April fiel der Ölpreis auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren. Schuld daran sind Sorgen um Trumps Zollpolitik sowie die Ankündigung der Opec+, ihre Produktion zu erhöhen.
Für Saudi-Arabien, dessen Haushalt vom Öl abhängt, bringt das zusätzliche Belastungen. Entweder werden Schulden notwendig oder Kürzungen im Staatsbudget.
Der Internationale Währungsfonds senkte die Prognose für Saudi-Arabiens Wachstum 2025 von 3,3 % auf 3 %.
„In diesem Ölpreisumfeld wird es für Saudi-Arabien sehr schwer, 600 Milliarden Dollar aufzubringen“, so Callen.
Unverbindliche Absichtserklärungen überwiegen
Zahlreiche angekündigte Abkommen sind lediglich Absichtserklärungen – keine rechtlich bindenden Verträge. Diese führen häufig nicht zu tatsächlichen Geschäften.
Einige der angeblich neuen Vereinbarungen waren bereits zuvor bekannt. Saudi-Arabiens Ölkonzern Aramco etwa meldete 34 Abkommen mit US-Firmen im Wert von 90 Milliarden Dollar – viele davon ohne genaue Beträge oder vertragliche Verpflichtungen.
Auch ein lang geplanter Flüssigerdgas-Deal mit dem US-Unternehmen NextDecade über eine Laufzeit von 20 Jahren wurde als „neu“ aufgeführt, obwohl er bereits Monate zuvor angekündigt wurde.
Strategischer Wandel durch Technologie
Trotz aller Zweifel spiegeln die Abkommen einen tiefgreifenden Wandel der Beziehungen zwischen den USA und den Golfstaaten wider – weg vom Ölhandel hin zu technologischen Allianzen.
Bader Al Saif, Politikwissenschaftler an der Universität Kuwait und Mitglied bei Chatham House, meint: „Beide Seiten planen gemeinsam die Zukunft – das ist ein fundamentaler Wandel.“
Insbesondere die KI-Partnerschaften mit Saudi-Arabien und den Emiraten zeigten, wie beide Regionen eine neue globale Ordnung mitgestalten wollen.
Der Fokus auf künstliche Intelligenz betont den steigenden geopolitischen Wert der Technologie. Trump reiste in Begleitung von Sam Altman (OpenAI), Jensen Huang (Nvidia) und Elon Musk (Grok AI).
Kurz vor Beginn der Reise lockerte das Weiße Haus bestehende Exportregeln für US-Chips. Diese Regelungen hatten bisher vielen Ländern – darunter auch den Golfstaaten – nur eingeschränkten Zugang zu den leistungsfähigsten Halbleitern gewährt.
Sowohl Saudi-Arabien als auch die Emirate streben an, große Rechenzentren zu bauen. Abu Dhabi verfolgt das Ziel, sich als globales KI-Zentrum zu etablieren.
Gleichzeitig bemüht sich die UAE sichtbar um ein engeres Verhältnis zu den USA – mit verstärkten Kooperationen, der Reduzierung chinesischer Technologiepartnerschaften und dem Bekenntnis zu amerikanischen Sicherheitsinteressen.
„Die Emirate setzen klar auf die USA bei KI“, sagt Al-Saif. „Die technologische Vorherrschaft der 90er ging schließlich auch von dort aus.“
Politischer Nutzen für beide Seiten
Trump und die Golfstaaten feiern die Reise als Erfolg. Für Saudi-Arabien markiert sie die Rückkehr zu einer starken Allianz – nach Spannungen unter Präsident Biden. Gleichzeitig unterstreicht sie das regionale Selbstverständnis als geopolitischer Akteur.
Trump wiederum nutzt die Ankündigung der „Billionen-Deals“, um seine Wirtschaftspolitik zu untermauern. Angesichts sinkender Wirtschaftsleistung und wachsender Handelsprobleme könnte ihm das innenpolitisch helfen.
Am Ende der Reise äußerte Trump die Sorge, dass zukünftige Präsidenten sich mit den Erfolgen seiner Verhandlungen schmücken könnten.
„Ich sitze dann zu Hause – wer weiß, wo – und sage: ‚Das war mein Werk‘.“
Dann zeigte er auf sich und rief der Presse zu: „Merkt euch das – ich habe das gemacht.“