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United am Abgrund: Ein Klub sucht seine Identität

by Michael Blaser
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Amorim erhält Rückendeckung – Zweifel wachsen dennoch

Manchester United kehrte am Donnerstag aus Bilbao zurück und versuchte, Stärke zu zeigen – doch Zweifel lassen sich nicht mehr verdrängen. Der Klub steht weiterhin öffentlich hinter Trainer Ruben Amorim, obwohl dieser nach dem Spiel erklärte, sofort zurückzutreten, wenn die Fans oder Besitzer ihn nicht mehr wollen. Intern ist ein Abschied kein Thema, die Vereinsführung vertraut weiterhin auf seinen langfristigen Plan. Amorim soll den bevorstehenden Umbruch im Kader leiten. Die Verantwortlichen glauben weiterhin an eine Rückkehr zur Spitze des englischen Fußballs. Doch Optimismus allein reicht nicht mehr. Die 0:1-Niederlage gegen Tottenham besiegelte das Aus im Europapokal und legte tiefere Probleme offen. Steigende Verluste, Entlassungen und sportliche Stagnation stellen United vor die schwerste Prüfung seit Jahren. Dieser Bericht beleuchtet die finanziellen Folgen, Personalentscheidungen, Transferstrategie und die zunehmende Belastung für Amorim.

Finanzielle Folgen lassen sich nicht verstecken

United wird demnächst Geschäftszahlen veröffentlichen, die das ganze Ausmaß des sportlichen Scheiterns zeigen. Das Verpassen der Champions League führt zu einem Rückgang von zehn Millionen Pfund im Adidas-Vertrag. Der Verlust verteilt sich zwar auf den verbleibenden Zehnjahresvertrag, doch weitere Misserfolge würden die Auswirkungen verschärfen. Auch das Tabellenende der Premier League schlägt zu Buche: Rang 16 bedeutet 33 Millionen Pfund weniger als Platz fünf. Hinzu kommen entgangene Einnahmen aus Heimspielen der Königsklasse – vier Spiele à 4,3 Millionen Pfund fehlen. Insgesamt könnte die Niederlage gegen Tottenham United über 100 Millionen Pfund kosten. Der Klub reagiert mit harten Einschnitten: Reise- und Essensbudgets werden gekürzt, eine zweite Entlassungswelle trifft Medizin, Scouting und Analyse. Doch operative Sparmaßnahmen reichen nicht aus – die wahren Probleme liegen in den hohen Gehältern und erfolglosen Transfers. Viel wurde investiert, wenig kam zurück.

Transfers nur durch Verkäufe möglich

Trotz finanzieller Engpässe betont United, dass Geld für Transfers bereitsteht – allerdings nur, wenn zuvor Spieler verkauft werden. Der Klub schuldet noch 272 Millionen Pfund aus früheren Transfers, davon müssen 156 Millionen schon bald beglichen werden. Hinzu kommen 113 Millionen Pfund Verluste sowie 14,5 Millionen für die Entlassung von Erik ten Hag und seinem Trainerteam. Dennoch verfolgt United den Transfer von Matheus Cunha, der eine Ausstiegsklausel von 62,5 Millionen Pfund besitzt. Möglich wird das nur durch schnelle Verkäufe. Je schneller United verkauft, desto flexibler wird der Einkauf. Zögern führt zu überteuerten Notlösungen – wie 2022: Nach dem gescheiterten Versuch, Frenkie de Jong zu holen, verpflichtete man in Panik Casemiro und Antony für 150 Millionen Pfund. Beide enttäuschten. Diesen Sommer darf es keine Fehlentscheidungen geben.

Kein Spieler ist mehr unantastbar

Einst galt bei United ein fester Kern als unverkäuflich – das ist vorbei. Selbst Kapitän Bruno Fernandes gilt nicht mehr als unantastbar, auch wenn öffentlich das Gegenteil betont wird. Victor Lindelöf und Christian Eriksen verlassen den Klub nach Vertragsende. Marcus Rashford sieht unter Amorim keine Zukunft, will aber sein Gehalt nicht kürzen. Barcelona zeigt Interesse, kann sich den Wechsel aber kaum leisten. Chelsea könnte die Rückholklausel bei Jadon Sancho aktivieren – United stünde vor der nächsten Entscheidung. Alejandro Garnacho sorgte mit Social-Media-Aktivitäten für Spannungen mit Amorim, Chelsea beobachtet die Lage genau. André Onana wird mit Saudi-Arabien in Verbindung gebracht, ein offizielles Angebot gibt es jedoch nicht. Ersatztorwart Altay Bayındır sucht Spielzeit und wird wohl wechseln. Hochverdiener wie Casemiro, Maguire oder Shaw könnten verkauft werden – doch ihre Verträge erschweren Wechsel. Auch Neuzugänge wie Mount oder Ugarte sind intern umstritten. Selbst Højlund und Zirkzee könnten bei passendem Angebot nach Italien zurückkehren.

Amorims Uhr tickt bereits

Der Klub stellte sich schnell hinter Amorim nach dessen markanten Aussagen. Er betont, dass seine Ideen langsam greifen – das Spiel gegen Tottenham zeigte strukturelle Fortschritte. Ein Diagonalball von Casemiro auf Dorgu war ein positives Zeichen, blieb aber wirkungslos. Solche Lichtblicke reichen nicht – mit nur sechs Siegen in 26 Ligaspielen wächst der Druck. In anderen Ligen hätte man bereits zwei Trainer entlassen. Amorim bleibt vorerst – doch intern wachsen die Zweifel. Spieler hadern mit seinen Methoden, Klublegenden stellen Autoritätsfragen: Kann ein junges Trainerteam gestandene Profis führen? Die Vereinsführung steht noch hinter ihm – doch Ergebnisse müssen folgen. Kommt zu Saisonbeginn kein Erfolg, ist Amorim kaum noch zu halten.

Asientour bringt Geld – aber keine Ruhe

Nach dem Spiel gegen Aston Villa reist United nach Asien zu zwei Freundschaftsspielen. Viele Profis sind wenig begeistert, doch der Trip bringt rund zehn Millionen Pfund. Amorim weiß, dass unpopuläre Entscheidungen nötig sind, um die Verluste auszugleichen. Ein mögliches Testspiel gegen den ebenfalls europa-losen AC Mailand steht im Raum. Der leere Spielplan bietet mehr Trainingszeit – aber auch mehr Raum für Schlagzeilen. Ohne Europapokal drohen Medien und Fans, interne Spannungen schneller aufzudecken. Manchester United bleibt ein globales Thema – ob siegen oder scheitern. Das Rampenlicht bleibt. Jetzt liegt es am Klub, wieder Gründe zu liefern, es zu verdienen.

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