Volkswagen hat sein Werk in Xinjiang nach 12 Jahren verkauft. Der Standort war von Kritik und finanziellen Problemen geprägt und wurde nie profitabel. Die Fabrik steht symbolisch für die Herausforderungen, denen ausländische Unternehmen in politisch sensiblen Regionen gegenüberstehen.
Die Problematik Xinjiang
Xinjiang, offiziell eine „autonome Region“ Chinas, steht seit Jahrzehnten unter strenger Kontrolle der chinesischen Regierung. Nach 1949 gliederte die Kommunistische Partei die Region, die historisch von Uiguren bewohnt wird, in ihren Machtbereich ein. Han-chinesische Siedler wurden gezielt angesiedelt, wodurch die Uiguren zur Minderheit in ihrer eigenen Heimat wurden.
Um die Uiguren zu assimilieren, förderte China wirtschaftliche Entwicklung und stellte sie als Mittel zur „Modernisierung“ dar. 2014 gipfelten diese Bemühungen in der Errichtung sogenannter „Umerziehungslager“, in denen Uiguren einer Zwangsindoktrination unterzogen wurden. Berichte über Folter, Zwangssterilisationen und Zwangsarbeit machten weltweit die Runde. Die Regierung stritt die Vorwürfe zunächst ab, sprach später jedoch euphemistisch von „Ausbildungszentren“ und verwies auf das Wirtschaftswachstum in Xinjiang sowie umfangreiche Infrastrukturinvestitionen.
In diesem Entwicklungsprogramm wurden ausländische Unternehmen, darunter auch Volkswagen, aufgefordert, in der Region zu investieren – trotz wachsender Spannungen und Menschenrechtsbedenken.
Volkswagens Probleme in Xinjiang
2012 eröffnete Volkswagen ein Semi-Knock-down-Werk in Xinjiang. Die benötigten Bauteile wurden über 2.000 Kilometer aus Ostchina geliefert, während vor Ort nur 197 Mitarbeiter die Fahrzeuge zusammenbauten. Die Produktionskapazität von 50.000 Fahrzeugen pro Jahr wurde nie erreicht, und die Fabrik blieb ein Verlustgeschäft.
Volkswagen versuchte offenbar seit Jahren, sich aus dem Joint Venture mit dem chinesischen Partner SAIC zu lösen. Ein kürzlich neu verhandelter Vertrag ermöglichte dem Unternehmen nun den Verkauf des Werks in Xinjiang. Im Gegenzug verlängerte Volkswagen seine Partnerschaft mit SAIC bis 2040 – zehn Jahre über die ursprünglich geplante Frist hinaus. Teil des neuen Abkommens ist zudem eine Produktoffensive, die 2026 starten soll.
Obwohl Volkswagen sich aus Xinjiang zurückgezogen hat, wirft die verlängerte Zusammenarbeit mit der chinesischen Regierung Fragen über den Umgang des Unternehmens mit ethischen Herausforderungen auf.